Kommentar

Was erwartet Bitcoin und den Kryptomarkt im Jahr 2023?


Ein Kommentar von Robert Steinadler.

Das Jahr 2022 neigt sich dem Ende zu und die Geschichte scheint sich zu wiederholen. Die Kurse sind abgestürzt, Bitcoin wurde in den Mainstream-Medien für tot erklärt und mit dem Skandal um FTX und Alameda Research erlebte der Markt den wohl größten Betrug seiner Geschichte.

Das ruft Erinnerungen wach, denn nach der famosen Kursrallye im Jahr 2017 folgte ein schwaches Jahr 2018. Dieses war überwiegend davon geprägt, dass sich die Branche über ihre Fehler klar wurde. ICOs waren eine wertvolle Entwicklung, aber es wurde zu viel Schindluder betrieben und es galt als bedauerlich, dass sich Betrüger mit dem Investmentvehikel die Taschen vollgemacht hatten, so lautete der Tenor. Generell stellte man fest, dass es gar keinen Sinn macht, Blockchain-Technologie in allen möglichen und unmöglichen Bereichen einsetzen zu wollen. Genau davon hatten die hanebüchenen ICOs seiner Zeit aber gelebt.

In diesem Zusammenhang drang ein Appell durch die Reste der Community, welcher noch bis heute nachhallt. Bitcoin, not blockchain.

Bitcoin, not crypto

Scheinbar ist es notwendig, den Slogan zu erneuern und die Passrichtung etwas zu verändern. Das tut nicht nur der Engagement-Rate diverser Influencer gut, sondern transportiert eine Botschaft an all jene, deren Portfolio in den Seilen hängt.

Bitcoin ist rein, neutral und gut, weil es über Eigenschaften verfügt, die andere Technologien nicht haben. Wer könnte das bestreiten? Alles andere ist hingegen Krypto und gehört damit in die Kategorie Lug und Betrug. Bitcoin ist somit für einige Menschen ein Ankerpunkt geworden, an dem sie sich festhalten können, während um sie herum gefühlt die Welt untergeht. An sich ist daran gar nichts auszusetzen, es übersieht aber einen wesentlichen Punkt, der für das kommende Jahr und vielleicht sogar für die kommenden Jahre eine große Bedeutung spielen wird.

Bitcoin ist nicht entgegen den Betrügereien von Terra, Celsius, 3AC, FTX, Alameda und vieler anderer Firmen groß geworden, sondern weil sie betrogen oder wenigstens unglaublich riskant gezockt haben. Der ganze Markt profitierte von dem Hebel, der hinter den Kulissen am Werk war. Wäre Bitcoin im November 2021 auf über 69.000 US-Dollar gestiegen, wenn der Markt nicht einem Casino geglichen hätte? Sehr wahrscheinlich nicht.

Das Jahr 2023 wird schlanker

Im kommenden Jahr dürfte es aus diesem Grund nicht besser werden. Aus welcher Richtung sollte in einer solchen Situation das große Geld kommen? Im Jahr 2022 stammte es überwiegend von Privatanlegern, die arglos in „Earn“-Produkte investiert hatten oder ihr Geld bei FTX liegen ließen. Die Marktkapitalisierung ist von 3 Billionen Dollar auf rund 792 Milliarden Dollar geschrumpft.

Dennoch gibt es einige Trends, die man aufmerksam verfolgen sollte, weil sie das Zeug haben, den Hype zu kreieren, der für schwarze Zahlen notwendig ist. ChatGPT verrät uns, dass AI eine hohe Attraktivität hat, die auch Strahlkraft auf das Thema Metaverse und Web3 haben könnte. NFTs werden in Deutschland immer noch unterschätzt. Natürlich sind die meisten illiquide, aber der Gedanke digitalen Content zu besitzen und handeln zu können, hat bereits einige Geschäftsmodelle beeinflusst und könnte sie potenziell komplett verändern.

Für Bitcoin wird es hingegen darum gehen, wie und ob sich die Mining-Industrie behaupten kann. Die größten börsennotierten Miner leiden heftig unter der aktuellen Situation. Der Druck nimmt auf die Industrie nicht nur durch den sinkenden Bitcoin-Kurs und die Energiekosten zu, sondern auch durch die Politik. Trotz aller Bemühungen sind die Miner immer noch als Umweltsünder gebrandmarkt.

Zusätzlich wird die Öffentlichkeit sehr genau darauf achten, wie sich das Leuchtturmprojekt in El Salvador entwickelt und ob das Modell, welches MicroStrategy fährt, sich unter zunehmenden Druck bewährt. Ihr Erfolg oder Misserfolg wird dafür sorgen, ob die breite Masse in Bitcoin einen sicheren Hafen erkennt oder es auch in Zukunft nur als reines Spekulationsobjekt versteht. Einmal mehr geht Bitcoin also in einen Winterschlaf. Ob er im Jahr 2024 unterbrochen wird, wenn das nächste Halving ansteht, wird sich noch zeigen müssen. Denn zu diesem Zeitpunkt dürfte der Markt bis zu einem Punkt reguliert sein, der verhindert, dass die Branche bestimmte Fehler wiederholt.

Den Durchschnittskosteneffekt nutzen

Das Jahr 2023 kann jedoch – trotz aller Krisen – genutzt werden, um sich zu positionieren. Dafür sollte man drei Dinge mitbringen. Zunächst das nötige Kapital, denn eine Bodenbildung kann lange dauern und um von der Dollar-Cost-Average-Strategie zu profitieren, braucht man mitunter genügend Reserven. Dies führt direkt zum zweiten Aspekt, der Geduld. Es kann ein langer und steiniger Weg werden, wie man anhand der Jahre 2018 und 2019 leicht ablesen kann.

Die dritte Komponente ist Optimismus. Er ist unabdingbar, um weiterhin gegen den Strom zu schwimmen und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.

Die auf unserer Webseite veröffentlichten Beiträge spiegeln die persönliche Meinung der Redakteure und ihre persönliche Einschätzung der Marktsituation wider. Sie stellen keine Anlageberatung oder Empfehlungen dar. Alle Veröffentlichungen dienen der bloßen Information. Sie sind nicht an Ihre individuelle Situation angepasst und können und sollen nicht eine persönliche und qualifizierte Anlageberatung durch hierzu qualifizierte Berater ersetzen. Der Handel mit Kryptowährungen stellt immer ein Risiko dar. Sofern Sie hier angebotene Informationen nutzen, oder Ratschlägen folgen, handeln Sie eigenverantwortlich.

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