Bitcoin-Kurier | News zu Bitcoin, Blockchain und Kryptowährungen
Ethereum

Verhilft Datenschutz Ethereum zu einer Renaissance?


Ethereum steht vor einem tiefgreifenden Wandel, zumindest, wenn man Pascal Marco Caversaccio fragt. In einer Roadmap skizziert er nichts Geringeres als die Rückkehr zu den Cypherpunk-Wurzeln des Ethereum-Netzwerks – mit Privatsphäre nicht als Zusatz, sondern als unverhandelbare Grundlage. Während Ethereum bislang auf Transparenz als Default setzt, soll die Zukunft des Netzwerks auf bedingungsloser Vertraulichkeit basieren. Das bedeutet: keine Adressverfolgung mehr, keine öffentlich einsehbaren Kontostände und keine offengelegten Transaktionsdetails.

Der aktuelle Zustand – eine teilweise opt-in-Privatsphäre mit Tools wie Tornado Cash, Aztec oder Railgun – hat seine Grenzen laut Caversaccio längst offenbart. Diese Lösungen sind fragmentiert, schwer zugänglich und stehen teils unter regulatorischem Druck. Die neue Vision hingegen zielt auf eine tiefgreifende Protokollintegration. Vom Schutz einzelner ETH-Transaktionen über vertrauliche Smart Contracts bis hin zur vollständigen Anonymisierung auf Layer 2 – jedes Detail soll neu gedacht und technisch umgesetzt werden, ohne dass Nutzer dafür Expertenwissen benötigen.

Diese Neuausrichtung könnte Ethereum eine Renaissance bescheren. In einer Zeit, in der Überwachung und Datenanalyse zur Norm geworden sind, würde ein Ethereum mit standardisierter Privatsphäre eine neue Ära digitaler Selbstbestimmung einläuten. Es wäre nicht nur ein Netzwerk für DeFi und NFTs, sondern ein Schutzraum für Menschenrechte, wirtschaftliche Freiheit und technologische Souveränität. Ob diese Vision Realität wird, hängt nicht allein vom technischen Fortschritt ab, sondern auch von einem politischen Bekenntnis innerhalb der Community. Doch die Richtung ist für Caversaccio klar: Wenn Ethereum wieder radikal sein will, dann muss es die Privatsphäre schützen.

Anzeige

Trade sicher & professionell mit Coinbase!
Die BaFin-lizenzierte Kryptobörse für sicheren Handel mit Bitcoin und über 260 anderen Kryptos. Nutze niedrige Gebühren und professionelle Tools mit Coinbase Advanced.

Jetzt starten!

Ihr Kapital ist Risiken ausgesetzt. Kryptowährungen sind volatil.

Wie sieht Buterin das Thema?

Vitalik Buterin verfolgt einen pragmatischeren Ansatz zur Verbesserung der Privatsphäre in Ethereum, der vor allem durch minimale Eingriffe in den Konsensmechanismus gekennzeichnet ist. Ihm geht es darum, den Alltag der Nutzer durch praktisch umsetzbare Maßnahmen zu verbessern – ohne das gesamte Protokoll umzukrempeln. Für Buterin sind vier Bereiche zentral: Privatsphäre bei Zahlungen, in Anwendungen, bei Chain-Zugriffen (RPC) und auf Netzwerkebene.

Buterin will bestehende Privacy-Tools wie Railgun oder Privacy Pools direkt in gängige Wallets integrieren. Nutzer sollen eine „shielded balance“ sehen und beim Versenden automatisch die Option erhalten, aus dieser heraus zu handeln – ohne eigene Privacy-Wallets installieren zu müssen. Gleichzeitig plädiert er für einen drastischen, aber notwendigen Schritt: Jede App soll standardmäßig eine eigene Adresse bekommen, um Aktivitäten voneinander zu entkoppeln. Ergänzend fordert er, dass auch Selbsttransaktionen automatisch verschleiert werden, damit diese Isolation konsequent funktioniert.

Ein weiterer technischer Schlüssel ist für Buterin die Umsetzung von FOCIL (Fully Offline Capable and Identity-Less) und EIP-7701, was datenschutzfreundliche Transaktionen robuster und zensurresistenter macht – ohne auf öffentliche Relays angewiesen zu sein. Einfach gesagt: Nutzer sollen private Transaktionen senden können, ohne dass sie dafür auf zentrale Dienste oder fremde Server zurückgreifen müssen. Das stärkt die Kontrolle über die eigenen Daten und macht die Nutzung sicherer, selbst in sensiblen Situationen oder bei Zensurversuchen.

Kurzfristig schlägt er zudem vor, RPC-Privatsphäre über TEEs (Trusted Execution Environments) wie die Lösung von Automata abzusichern. Das sind speziell gesicherte Bereiche in Computern, in denen sensible Daten vor neugierigen Blicken geschützt verarbeitet werden können – ähnlich wie ein abgeschlossener Raum, in dem niemand mitlesen darf. Langfristig soll diese Technik jedoch durch kryptografisch stärkere Methoden wie PIR (Private Information Retrieval) ersetzt werden. PIR ermöglicht es, Informationen von einem Server abzurufen, ohne dass dieser weiß, was genau gesucht wurde – so als würde man eine Frage stellen, ohne die Frage laut auszusprechen.

Er fordert außerdem, Wallets sollten mit mehreren RPC-Knoten arbeiten – möglichst über Mixnets – und für jede Anwendung einen separaten Knoten nutzen. Dadurch würde sich die Metadatenverknüpfung massiv erschweren. Um Gas-Kosten zu senken, schlägt er Aggregationen mehrerer Beweisführungen in einer einzigen Transaktion vor. Und mit einem neuen Keystore-Modell könnten Nutzer in Zukunft ihre Accounts auch über alle Layer hinweg aktualisieren, ohne ihre privaten Notizen öffentlich zu verknüpfen.

Buterin zeichnet damit das Bild eines Ethereum, in dem ein Großteil der Transaktionen privat ist, die Aktivitäten innerhalb einzelner Anwendungen zwar öffentlich bleiben, aber niemand mehr nachvollziehen kann, was ein Nutzer in App A im Vergleich zu App B tut. Die Privatsphäre würde sich nicht nur gegen neugierige Beobachter der Blockchain richten, sondern auch gegen potenziell neugierige Infrastrukturbetreiber – ein klarer Schritt zu mehr digitaler Selbstbestimmung.

Bis diese Vorschläge alle ausgereift und in die Tat umgesetzt sind, dürften jedoch noch Jahre ins Land gehen.

Newsletter abonnieren

Don't miss out!
Invalid email address

Das könnte dich auch interessieren

Ethereum bereitet sich auf das Pectra-Upgrade vor

Robert Steinadler

Ursachenforschung: Darum performt Ethereum so schwach

Robert Steinadler

Ethereum: Erfolgreicher ETF-Start lässt die Anleger vollkommen kalt

Robert Steinadler