- Mit ERC-20R und ERC-721R wurden zwei neue Token-Standards vorgeschlagen.
- Damit sollen Eigentümer der Token in die Lage versetzt werden, Transaktionen anzufechten.
- Insbesondere bei Diebstählen und Hacks sollen die beiden Standards Abhilfe schaffen.
Transaktionen auf der Blockchain sind unumkehrbar, was von drei Forschern der Stanford University als Fluch und Segen beschrieben wird. Gelangen nämlich Kriminelle über Phishing oder andere Methoden an die digitalen Assets, dann können die Opfer nur darauf hoffen, dass die Täter zu einem späteren Zeitpunkt auffliegen. Im besten Fall werden die entwendeten Token von Börsen eingefroren, die Geldwäsche verhindern wollen.
Doch auch diese Initiativen und Prozeduren bieten keinen absoluten Schutz. Deshalb sollen die beiden Token-Standards ERC-20R und ERC-721R für Klarheit auf der Blockchain sorgen. Bis zu drei Tage nach einer Transaktion können geschädigte Parteien ihr Veto einlegen und die Transaktion vor einem Gremium an Schiedsrichtern anfechten. Diese Schiedsrichter sollen dann binnen zwei Tagen entscheiden, ob die Transaktion wieder revidiert wird oder kein Eingriff erfolgt.
In der Zwischenzeit können die strittigen Token eingefroren werden, der Inhaber kann aber über sein restliches Guthaben verfügen. Außerdem beschreibt der Vorschlag ein Verfahren, bei dem beide Streitparteien zusätzlich Beweise über die Rechtmäßigkeit einreichen können, um Einfluss auf den Schiedsspruch zu nehmen.
Die Büchse der Pandora
Der Vorschlag macht scheinbar auf Anhieb Sinn, denn in den letzten zwei Jahren sind Milliardenbeträge durch Betrug und Exploits verschwunden. Dennoch läuft man damit Gefahr, ein großes Übel zu kreieren, welches durch Blockchain-Technologie beseitigt werden sollte.
In ihrem Paper erkennen die Forscher zwar an, dass die Wahl der Schiedsrichter entscheidend ist und dass eine Anreizstruktur benötigt wird, um zu gewährleisten, dass sie immer ehrlich handeln. Was aber übersehen wird, ist die Möglichkeit zur Vereinnahmung dieser dezentralen Gremien durch mächtige dritte Parteien.
Was geschieht beispielsweise, wenn Staaten, welche die Demokratie nicht schätzen, zukünftig verlangen, die digitalen Assets von Oppositionellen einzufrieren?
Die Schiedsrichter sind nicht nur menschlich und können Fehler machen, sondern sie sind für Autoritäten greifbar. Aktuell diskutiert das Paper zwar nur, wie geschädigte Parteien eine Möglichkeit finden, ein Veto einzulegen und ein Eingriff durch Parteien, die nicht an einer Transaktion beteiligt sind, ist nicht vorgesehen. Sollte dieses Modell jedoch Schule machen, dann ist es nur eine Zeitfrage, bis man das System erweitert und auch Behörden und Anwälte einen Disput einreichen dürfen und die Idee eine Blockchain für Finanztransaktionen zu verwenden obsolet machen. Schließlich hätte man dann nur das Bankensystem rekreiert, ohne sich dem Vorteil der Zensurresistenz zu bedienen.