Interview

STOs als Chance – Im Gespräch mit Bernhard Blaha


Die Security-Token-Offerings könnten der nächste große Anwendungsfall für Blockchain-Technologie werden. Die regulatorischen Aspekte sind immer noch ein kritischer Punkt, der international sehr unterschiedlich gehandhabt werden kann. Zusätzlich stellt sich die Frage, ob die verschiedenen Blockchains nicht am Ende für babylonische Verhältnisse sorgen könnten, wenn sie keine Interoperabilität gewährleisten.

Wir haben Bernhard Blaha zum Gespräch eingeladen, um seine Perspektive auf den Themenbereich in einem Interview einzufangen. Herr Blaha ist CEO von Blocktrade, einer Krypto-Börse mit Sitz in Luxemburg, die kurz davor steht, ein Securities Offering mit späterer Tokenisierung zu realisieren.

Das Interview können Sie hier in Auszügen lesen. Die ungekürzte Fassung gibt es exklusiv beim Bitcoin-Kurier Podcast.


Marcus Vellmer: Viele Projekte konnten sich im Jahr 2017 über ICOs finanzieren. Nun ist sich die Fachpresse fast einig, dass die STOs die ICOs ersetzen. Was ist für ein STO charakteristisch? Welche Vorteile können sie anbieten?

Bernhard Blaha: Zusammengefasst sind STOs im Vergleich sicherer als ICOs. Hier muss allerdings einschränkend eine Unterscheidung zwischen einzelnen Projekten getroffen werden. Dabei kommt es sehr stark auf die Details an. Manche Projekte hätten niemals die juristischen und regulatorischen Hürden eines STO erfüllen können. Manche Projekte, die heute über STOs finanziert werden, könnten im Format ICO nicht starten, da Zweck und Form der Teilhaberschaft eben nach regulierten Rahmenbedingungen verlangen.

Es hängt im Einzelfall immer davon ab, in welcher Jurisdiktion gearbeitet wird und welche Inhalte ein Projekt hat. Für den Investor ist die wichtigste Fragestellung, welche Details hinter dem Projekt stehen. Da ist das eigentliche Medium also viel weniger relevant, denn hinter einem ICO kann etwas genauso Grandioses stehen wie hinter einem STO. Wenn ich jedoch die Möglichkeit hätte, in das gleiche Projekt über ein STO zu investieren, anstatt über ein ICO, dann würde ich das STO ganz klar vorziehen.

Grundsätzlich habe ich dann ein Security vorliegen, was von Regulatoren sehr stark beachtet wird. Hier muss eine Menge Due-Diligence gemacht werden, bevor es zu diesem Schritt kommen kann. Hierbei schützt die Regulatorik die Investoren zu einem wesentlichen größeren Teil als bei einem ICO.

Robert Steinadler: Viele verschiedene Kryptowährungen versuchen STOs als Thema für sich einzunehmen. Eine Vielzahl von Blockchains steht in dieser Hinsicht miteinander in Konkurrenz. Welche Blockchain macht das Rennen? Gibt es so etwas wie eine optimale Plattform?

Bernhard Blaha: Ich würde nicht sagen, dass es eine optimale Plattform gibt. Aber es gibt dabei einen ganz klaren Gewinner und das ist der Konsument.

Dieser Markt verändert sich so schnell und so stark, dass wir immer wieder Player beobachten werden, die positive Entwicklungen erfolgreich verbinden und dem Konsumenten gebündelt zugänglich machen.

Es ist beinahe schon ein religiöser Kampf zwischen den einzelnen Blockchain-Projekten, um die höhere Transaktionsgeschwindigkeit, den niedrigeren Stromverbrauch oder die bessere Privacy. Das sind natürlich alles gute Argumente und wichtig, weil es verschiedene Herangehensweise sind. Es schadet also nicht, wenn verschiedene Player die Basistechnologie am Ende vorantreiben.

Robert Steinadler: Das ist der Vorteil des Konsumenten durch den Wettbewerb der Ideen. Aber wo sehen sie die Vor- und Nachteile für die Unternehmen? Wenn die Blockchain-Projekte nicht interoperabel sind, stellt sich dann nicht die Frage, für welches man sich entscheidet?

Bernhard Blaha: Natürlich muss man sich darüber Gedanken machen. Es hängt aber auch hier sehr stark davon ab, welche Anforderungen gestellt werden. Benötige ich eine private oder eine öffentliche Blockchain? Brauche ich vielleicht aus regulatorischen Gründen die Möglichkeit, Transaktionen zu steuern?

Es gibt in diesem Fall nicht die eine richtige Antwort. In meinem Umfeld beobachte ich die Befürworter verschiedener Blockchains – ich will hier keine Namen nennen – und am Ende haben sie in Bezug auf ihre Argumentationen beide recht. Nach außen wirkt das vielleicht ein wenig wie Chaos, weil so viele verschiedene Player gleichzeitig den Markt für sich gewinnen wollen. Das ist es aber nicht, denn in meinen Augen handelt es sich dabei um Evolution.

Robert Steinadler: Also bekommt man am Ende dadurch bessere Produkte?

Bernhard Blaha: Definitiv! Der Markt wird einige Player aussortieren. Am Ende wird es aber nicht den Einen geben, sondern es werden mehrere bleiben, die in ihrer jeweiligen Nische das optimale Produkt anbieten werden.

Wie bedanken uns herzlich bei Herrn Blaha für das Interview.

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