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ShapeShift in der Klemme: KYC-Richtlinien bedrohen das Geschäftsmodell


Shapeshift wird sich schon bald ein neues Geschäftsmodell suchen müssen, dies deutete der CEO Eric Voorhees in einem Interview an. Voorhees, der als Unternehmer schon sehr lange in der Krypto-Szene aktiv ist, sieht das Problem in erster Linie bei der Einführung des KYC-Verfahrens (Know Your Customer).

Das Unternehmen musste aufgrund behördlicher Auflagen Ende 2018 alle Kunden ordentlich erfassen, dies verlangten die international weithin zutreffenden Anti-Geldwäschegesetze. Diese Regularien sind darauf ausgelegt, Finanztransaktionen transparenter zu machen und illegale Aktivitäten wie Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung zu verhindern. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, führte Shapeshift KYC ein, was bedeutete, dass Nutzer persönliche Daten angeben und ihre Identität verifizieren mussten.

Nun äußerte Voorhees, dass die Zahl der aktiven Nutzer des Service auf nahezu null zusammenbrach. Die Ursache dafür lag darin, dass die meisten Wallet-Services Shapeshift für Konversionen ihrer User nutzten. Da diese Services ansonsten von ihren Kunden ebenfalls eine KYC hätten einfordern müssen, stellten sie die Nutzung der Shapeshift API ein. Diese Services machten aber den Löwenanteil der Kundschaft von Shapeshift aus. Die radikale Reduzierung der Nutzerzahlen stellt eine existenzielle Bedrohung für das Geschäftsmodell von Shapeshift dar, das sich bisher durch einfache und anonyme Krypto-Konvertierungen ausgezeichnet hat.

Was wird die Zukunft bringen?

Dass es dem Schweizer Unternehmen zunehmend schlechter ging, war bereits Anfang 2019 zu beobachten. Im Januar musste Shapeshift insgesamt 37 Angestellte entlassen, um den veränderten Anforderungen des Marktes zu begegnen. Nach eigenen Angaben handelte es sich um rund ein Drittel der gesamten Belegschaft. Diese drastische Maßnahme war ein deutliches Zeichen dafür, wie ernst die Lage ist.

Nun muss sich das Unternehmen neu erfinden, um weiter bestehen zu können. Dabei könnte es sich vermutlich auch um eigene Wallet-Services handeln, die es außerdem direkt ermöglichen könnten Kryptowährungen on-the-fly im Rahmen eines Wechselgeschäfts zu tauschen. Ein solcher Service könnte in der Lage sein, den Nutzern wieder die benötigte Flexibilität zu bieten und gleichzeitig die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen.

Ein Unternehmen der ersten Stunden

Shapeshift ist seit 2013 am Markt für Kryptowährungen tätig und damit eines der ältesten Unternehmen in diesem Bereich. Mit ihrem Service ermöglicht Shapeshift den Wechsel zwischen Kryptowährungen. Dazu mussten User bis Ende 2018 keinen Account führen, sondern lediglich über Wallet-Adressen der gewünschten Währungen. Somit konnte man sehr schnell und unkompliziert zwischen verschiedenen Kryptowährungen wechseln. Dieses einfache Modell ohne die Notwendigkeit persönlicher Daten war bei Nutzern sehr beliebt und ermöglichte schnelle und anonyme Transaktionen.

Seit Einführung des KYC-Verfahrens, welches verpflichtend ist, müssen alle Nutzer Angaben zu ihrer Person machen. Diese zusätzliche Hürde hat viele Nutzer abgeschreckt, die Anonymität und Datenschutz schätzten. Shapeshift sah sich im September 2018 Vorwürfen ausgesetzt, Geldwäsche betrieben zu haben. Dieser Vorwurf konkretisierte sich in einem Artikel des Wall Street Journals, der behauptete, dass über Shapeshift Millionen von Dollar in illegalen Transaktionen abgewickelt wurden.

Einer jüngeren Studie zufolge, die von Shapeshift in Auftrag gegeben wurde, sind die fragwürdigen Summen jedoch viel geringer. Diese Studie sollte dazu dienen, das Vertrauen in die Integrität des Unternehmens wiederherzustellen und die Vorwürfe zu entkräften. Shapeshift betonte, dass sie sich stets an geltende Gesetze halten und Maßnahmen ergreifen, um illegale Aktivitäten zu verhindern.

Strategische Neuausrichtung

Voorhees, bekannt für seine libertären Ansichten und sein Engagement für finanzielle Freiheit und Privatsphäre, hat mehrfach betont, dass die Einhaltung der Vorschriften unvermeidlich ist, um das Unternehmen am Leben zu erhalten. Gleichzeitig sucht Shapeshift nach innovativen Wegen, um in einem immer stärker regulierten Marktumfeld bestehen zu können. Eine Möglichkeit könnte die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen sein, die sowohl den gesetzlichen Anforderungen entsprechen als auch die Bedürfnisse der Nutzer nach Anonymität und einfacher Nutzung erfüllen.

Die Zukunft von Shapeshift hängt stark von der Fähigkeit des Unternehmens ab, sich an die neuen Marktbedingungen anzupassen und gleichzeitig seine ursprünglichen Werte beizubehalten. Das Unternehmen prüft verschiedene Ansätze, darunter die Integration von dezentralisierten Finanzdiensten (DeFi), um den Nutzern mehr Kontrolle und Flexibilität zu bieten. Auch Partnerschaften mit anderen Unternehmen in der Krypto-Branche könnten dazu beitragen, neue Wachstumschancen zu erschließen und die Nutzerbasis zu erweitern.

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