Kompakt:
- Die chinesische Börse OKCoin hat Bitcoin Cash (BCH) und Bitcoin SV (BSV) aus dem Programm genommen.
- Damit reagierte man auf die juristischen Klagen Craig Wrights, der wohl als der bekannteste Unterstützer von BSV gilt.
- Wright behauptet ein Copyright auf das Whitepaper von Bitcoin zu besitzen und drohte mit Klagen gegen mehrere Betreiber, die es zum Download anboten.
Bei einem weiteren Versuch, seinen Widersachern mit juristischen Mitteln beizukommen, hat Craig Wright ein Eigentor geschossen. Ende Januar ging Wright gegen mehrere Unternehmen und Personen vor, die das berühmte Whitepaper von Bitcoin gehostet hatten, welches von Satoshi Nakamoto geschrieben wurde. Wright behauptet bis heute diejenige Person zu sein, die hinter dem Pseudonym steht.
Bitcoin ist zwar dezentral, aber die Betreiber der Websites sind es nicht, sondern für die angebotenen Inhalte haftbar. Deshalb gab es gegen die Klagen Protest und man setzte sich zur Wehr, darunter auch das kleine Estland, das sich als Nation von digitalen Pionieren versteht und das Whitepaper demonstrativ zum Download anbietet.
Während geraume Zeit eine Debatte geführt wurde, ob es sich um einen Versuch gehandelt hat, die globale Bitcoin-Community zu trollen und wie diese damit umgehen sollte, hat das Ganze nun auch wesentlich einschneidendere Konsequenzen.
OKCoin schmeißt BSV und BCH von der Plattform
Die chinesische Börse OKCoin ist nicht grade klein und ihr Handelsvolumen für den globalen Markt durchaus signifikant. Dies betrifft insbesondere den Markt für Derivate, hier bekleidet man mit der Auskopplung OKEx weltweit den vierten Rang. Obwohl sich das Management entschlossen hatte, gegenüber den diversen Forks von Bitcoin neutral zu sein, wollte man sich anscheinend nicht indirekt an den Klagen gegen andere Vertreter der Industrie beteiligen.
Bitcoin wird von dem Kerngedanken getragen, dass alle seine Bestandteile Open-Source sind und bleiben müssen. Das juristische Vorgehen Wrights rüttelt also in den Augen der Börse an diesem Fundament und das will man nicht zulassen und nutzt sein Hausrecht die Kryptowährungen schlicht aus dem Programm nehmen zu dürfen. Deshalb streicht OKCoin BSV und BCH am 1. März 2021.
Mit Binance hatte BSV es sich in der Vergangenheit ebenfalls verscherzt, dort ließ man sich in einem medienwirksamen Streit auch nichts bieten und nahm BSV bereits im Jahr 2019 aus dem Programm. Damit verliert Bitcoin SV zunehmend am Markt an Bedeutung, weil wichtige Handelsplätze fehlen.
Was hat Bitcoin Cash damit zu schaffen?
Irgendwie hat man den Eindruck, dass BCH ein wenig zwischen die Fronten geraten ist. Denn mit Craig Wright hat die Community von Bitcoin Cash weniger Verbindungspunkte. Vielleicht war es aber auch einfach an der Zeit, dass man generell aufräumt. Denn die Lagerbildung durch BCH und BSV ist kaum hilfreich.
In diesem Sinne ließ OKCoin laut dem offiziellen Statement die Tür offen. Sofern die beiden Communitys ein Rebranding durchlaufen und sich von dem Anspruch distanzieren, den wahren Bitcoin zu repräsentieren, so ist man bereit, die Entscheidung zu überdenken.
Bis dahin bleiben beide Kryptowährungen aber gestrichen. Es ist absehbar, dass keine der beiden Communitys dem Vorschlag folgen wird. Schließlich ist der Kampf um die Deutungshoheit darüber, was Bitcoin ausmachen soll, ein Teil der Identität beider Bewegungen.