Die Community des Layer-2-Blockchain-Netzwerks Arbitrum hat am Freitag ein Onchain-Proposal verabschiedet. Der Vorschlag sieht die Zuweisung von 225 Millionen ARB-Token zur Förderung der Arbitrum-Adoption durch Entwickler und Spieler im Gaming-Bereich vor, was umgerechnet etwa 221 Millionen US-Dollar entspricht. Trotz einer klaren Mehrheit, die den Vorschlag unterstützte, gibt es erhebliche Widerstände innerhalb der Community. Prominente Stimmen fordern eine Wiederholung der Abstimmung.
Eric Wall, Bitcoin-Urgestein und Mitbegründer des NFT-Projekts Taproot Wizards, kritisierte das Budget als zu hoch. Auch GFX Labs, Entwickler der Uniswap-Benutzeroberfläche Oku, äußerten Bedenken hinsichtlich der Verwässerung des Token-Supplys. Zudem sei nicht erkennbar, warum das Vorhaben direkt mit einem derart hohen Geldbetrag finanziert werden müsse, wie GFX Labs weiter ausführte. Man habe grundsätzliche Sorge, dass es keine Kontrolle über die Mittel seitens der DAO gibt. Stattdessen hätte man wohl lieber gesehen, dass die Projekt-Leitung in regelmäßigen Abständen um weitere Mittel hätte werben müssen, um Rechenschaft schuldig zu sein.
Karpatkey, eine Risikomanagementfirma, stimmte ebenfalls gegen den Vorschlag und bemängelte fehlende Klarheit über die rechtliche Struktur und die hohen Betriebskosten des Förderprogramms. Im Gesamtbild waren es also primär die Kosten, die den Kritikern des Projekts übel aufgestoßen waren.
Einige Unterstützer änderten sogar ihre Meinung im letzten Moment, darunter Michigan Blockchain und die dezentrale Börse Camelot. Beide kritisierten die nachträgliche Erhöhung der Mittel um 25 Millionen ARB-Token und fehlende Managementdetails.
Trotz dieser Bedenken stimmten einige bedeutende Akteure wie TreasureDAO, L2Beat und Gauntlet für das Programm. Es bleibt abzuwarten, ob es zu einer Wiederholung der Abstimmung oder einem Rückzug des Vorschlags kommt. Denn am Ende waren es nur 23,7 Prozent Gegenstimmen, welche den Vorschlag ablehnten. Damit sind die Gegner, obwohl sie in der Krypto-Industrie verankert und gut angesehen sind, klar in der Minderheit.
Bislang sind Gaming und Blockchain nicht vereinbar
Computerspiele und Blockchain-Technologie haben bislang keine großartigen Erfolge hervorgebracht. Zwar durften sich Anleger in der Vergangenheit über Kursgewinne diverser Token freuen, aber die Gaming-Community kommt bei der Tokenisierung bis jetzt nicht auf den Geschmack.
Arbitrum plant also ein Unterfangen, dessen wirtschaftlicher Erfolg infrage steht. Viele Gamer sehen in Spielen einen Zeitvertreib und kein Investment. Für die Gaming-Branche stellt sich zudem die Frage, warum man Content in irgendeiner Form tokenisieren sollte. Schließlich ist die Hoheit über diverse Stores wie etwa Steam eine wahre Goldgrube und ein Milliardengeschäft.
Hinzu gesellen sich regulatorische Schwierigkeiten, weil Token und NFTs die Betreiber größerer Plattformen mitunter dazu zwingen, sich mit dem Wertpapierrecht diverser Jurisdiktionen auseinanderzusetzen.
Letztlich ist vom Metaverse und Gaming bislang wenig geblieben. Dieser Umstand wird auch von den Marktpreisen für die Token reflektiert. Axie Infinity war 2021 unglaublich erfolgreich und AXS erlebte damals ein Allzeithoch von 165,37 US-Dollar. Aktuell notiert AXS bei 7,44 USD, was auch daran liegt, dass sich niemand für das Spiel interessiert.
Arbitrum mit schlechter Performance
Die Kritiker des Vorschlags verweisen nicht ganz zu Unrecht auf die mäßige Performance von ARB. Der native Token von Arbitrum ist im Vergleich zu anderen Layer-2-Token eher abgeschlagen. Ein Grund ist sicherlich die Tatsache, dass man immer wieder Token in den Sekundärmarkt gespült hat, die eigentlich gesperrt waren.
Mit dem aktuellen Vorschlag finanziert man das Projekt mit 2,25 Prozent des gesamten Token-Vorrats, der 10 Milliarden ARB-Token umfasst. Im Umlauf sind davon aktuell rund 2,9 Milliarden ARB und damit verwässert man den Supply tatsächlich spürbar. Schließlich entsprechen die geplanten 225 Millionen ARB etwa 7,75 Prozent der aktuellen Umlaufmenge.
Da die geplante Token-Allokation zur Kostendeckung gedacht ist, könnte der Druck auf den ARB-Kurs kontinuierlich anhalten. Aktuell ist man trotz Bullenmarkt näher am Allzeittief dran, was Grund zur Sorge gibt. Es bleibt also zu hoffen, dass man mit der Gaming-Initiative einen durchschlagenden Erfolg erzielen kann, der sich positiv auf ARB auswirkt. Andernfalls könnten die Kritiker recht behalten und langfristig investierte Anleger möglicherweise einen Nachteil erleiden.