Deutschland hat nicht viele Broker, die den Kauf von Bitcoin und anderen Kryptowährungen anbieten. Mit der Sutor Bank im Rücken kehrte vor wenigen Tagen ein Unternehmen an den deutschen Markt zurück, dass seinen Kunden einen unkomplizierten und zuverlässigen Einstieg in Bitcoin ermöglichen will.
Welche Herausforderungen waren für die Rückkehr zu meistern? Und bietet Bitcoin die Qualitäten eines Safe Haven Assets?
MicroStrategy hat gezeigt, dass es anders gehen kann, und hat großzügig auf Bitcoin gesetzt. Anscheinend glaubt man nicht mehr an Barreserven, sondern bunkert lieber 38.250 BTC. Ist das auch für den Privatanleger ein gangbarer Weg, um sich vor Inflation zu schützen?
In meiner Position ist es schwer, Aussagen darüber zu treffen, was Anleger tun und lassen sollten. Ich bin jedoch der Meinung, dass jeder, der Interesse an dem Thema hat, sich in jedem Fall mit Bitcoin auseinandersetzen sollte.
Mein eigener Weg hat mich bereits 2012 zu dem Thema geführt und ich habe mir zuerst sehr viel Wissen dazu angeeignet und auch ein wenig investiert. Ein Jahr später fiel dann die Entscheidung und ich habe auch meine berufliche Karriere darauf aufgebaut.
Wie sah das aus? War das eine totale Umstellung und dein „Opt-out“ aus dem Euro oder eher eine gemäßigte Umstellung?
Ich habe viele Leute getroffen, die in dieser Hinsicht sehr extrem waren. Mein eigenes Handeln war aber durchaus davon geprägt, noch eine andere Option zu haben, und somit habe ich nicht meine gesamten Ersparnisse in Bitcoin umgewandelt.
Es war eine risikobewusste Entscheidung und zunächst habe ich die Branche sehr eingehend studiert. Schlüsselerlebnis war für mich eine Bitcoin Konferenz im Silicon Valley, die ich im Jahr 2013 besucht hatte. Hier wurde mir erstmals klar, dass sich sehr viel Unternehmertum um das Thema versammelt und das man eine Menge damit machen kann, weil sich erstmals Werte über das Internet verschicken lassen.
Im Anschluss fiel schließlich meine Entscheidung selber ein Unternehmen zu gründen, welches ich dann Zug um Zug aufgebaut habe.
Die Debatte darüber, ob Bitcoin eher elektronisches Bargeld darstellen sollte oder einen Wertspeicher, ist sehr alt. Die jüngste Entscheidung von MicroStrategy schlägt vor, dass es sich um eine harte Währung handelt. Wie siehst du diese Aspekte? Cash oder digitales Gold? Oder ist am Ende gar beides möglich?
Das geht mir nicht weit genug, denn ich bin der Ansicht, dass beides sogar zwingend notwendig ist. Wenn es niemanden gibt, der Bitcoin als Wertanlage hält, dann hat es auch keinen Wert. Gleichermaßen geht der Plan auch nicht auf, wenn es niemand zum Wertaustausch nutzt und jeder nur darauf bedacht ist, es zu behalten. Beides bedingt sich also gegenseitig.
Ein möglicher, visionärer Anwendungsfall wäre meines Erachtens, Bitcoin für den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr von Banken und Unternehmen zu verwenden. Man kann eine Transaktion vornehmen und direkt nach Erhalt in die eigentliche Zielwährung umwandeln.
Bei solchen Ideen dürften Anhänger von XRP eigentlich anspringen, denn das ist eine Nische, die Ripple gerne besetzen möchte. Dein eigenes Unternehmen ist ja in einem ganz anderen Geschäftsfeld tätig oder habt ihr auf lange Sicht etwas in die Richtung geplant?
Nein, in dieser Hinsicht ist aktuell in Deutschland nichts geplant. Bit4coin ist als Service der Sutor Bank dazu gedacht, Privatanlegern einen zuverlässigen und komfortablen Einstieg in Bitcoin zu ermöglichen und einen Teil ihres Vermögens zu investieren.
Im Gegensatz zu anderen Anbietern erhalten die Kunden die Coins selber und können sie auch selber verwahren. Unsere Kunden halten die Kontrolle über ihre eigenen Private Keys. Es ist vielen auch sehr wichtig, diese Möglichkeit zu besitzen.
Man kann Bitcoin bei Bit4coin kaufen, aber nicht verkaufen. Warum nur in eine Richtung und nicht in beide?
Das Angebot der Sutor Bank sieht zum Start nur den Verkauf, nicht aber den Ankauf von Kryptowährungen vor. Selbstverständlich planen wir für die Zukunft auch eine Erweiterung unseres Angebots in diese Richtung.
Hat das regulatorische Gründe, dass ihr mit dem Verkauf beginnt?
Nein, wir hätten durchaus beides machen können. Es ist im Wesentlichen von den historischen Rahmenbedingungen geprägt. Bit4coin hat sich mit seinem Sitz in Amsterdam auf den Verkauf spezialisiert und als Service der Sutor Bank knüpfen wir an dieses Kerngeschäft an, werden es aber sicher noch erweitern.
Der Ankauf von Kryptowährungen bietet eigene Herausforderungen, wodurch das Produkt an Komplexität gewinnt. Auf mittlere Sicht wollen wir unseren Kunden aber ermöglichen, beide Optionen in ihren Accounts nutzen zu können.
Das Handelsblatt hat vorab zu eurem Start berichtet und auch ein wenig die Konkurrenz zu Bitwala heraufbeschworen. Sehr ihr euch als Herausforderer?
Die Diskussion um Konkurrenz wird zwar oft geführt, ist aber nicht sehr ergiebig. Der Markt ist sehr groß und wir möchten mit unserem Angebot Anleger erreichen, die lang- bis mittelfristig in Kryptowährungen investieren möchten.
Es besteht eher eine Konkurrenz zu anderen Anlageklassen als zu anderen Unternehmen. Ein breiteres Angebot sichert Verbrauchern natürlich eine höhere Vielfalt zu. Aber es geht nicht darum, Kunden abzuwerben.
Wir beobachten aufmerksam den Markt, haben aber keine Unternehmen spezifisch im Blick.
Du hast den direkten Vergleich zwischen den Niederlanden und Deutschland. Hat die Regulierung „Krypto-Deutschland“ gehemmt oder ist das der richtige Schritt? Bei der Unternehmens- und Angebotsvielfalt haben uns unsere Nachbarn klar überholt.
Die Regulierung ist keineswegs ein hemmender Aspekt für das Geschäft, es ist nur unglaublich viel Arbeit. Als Bit4coin B.V. aus Amsterdam ist es eine Herausforderung, die Compliance in allen Märkten, die man bedienen will, herzustellen.
Dies ist auf die unterschiedliche Umsetzung der europäischen Anti-Geldwäscherichtlinie zurückzuführen. Ein Geschäft, welches beispielsweise italienischen Standards entspricht, bekommt nicht zwingend in Frankreich eine Lizenz. Ein weiteres Beispiel ist die Identifizierung, denn jedes Land hat andere Richtlinien, wie sich ein Kunde gegenüber einem Unternehmen ausweisen muss.
Die Herausforderung besteht für Unternehmen also primär darin, sich den verschiedenen Anforderungen zu stellen und sie auch zu erfüllen. Unsere Strategie sieht vor, alle Punkte zu erfüllen und eine sichere Grundlage für das Geschäft zu schaffen.
In Deutschland haben wir mit der Sutor Bank einen Partner gefunden, der über eine Banklizenz verfügt und somit allen Anforderungen entspricht.
Wir bedanken uns herzlich bei Dolf Diederichsen für das Interview.