Das russische Energieministerium, der Föderale Steuerdienst und das Ministerium für digitale Angelegenheiten haben gemeinsam ein neues Register für Mining-Equipment eingeführt. Dabei konzentriert man sich speziell auf Regionen mit besonders hoher Aktivität von Krypto-Minern. Ziel ist es, den Stromverbrauch für Mining präziser nachzuvollziehen und die betroffenen Stromverbraucher einer spezifischen Regulierung und Besteuerung zu unterwerfen. Das erklärte der stellvertretende Energieminister Pjotr Konjuschenko in einem Interview mit der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Novosti.
„Die Einrichtung eines solchen Registers wird es ermöglichen, die Verbraucher, die Strom für das Mining verwenden, genau zu identifizieren. Dies ist notwendig, um auf sie eine besondere Regelung und Besteuerung anzuwenden“, sagte Konjuschenko. Das Vorgehen ist Teil einer umfassenderen Strategie, die Branche besser zu regulieren und den illegalen Stromverbrauch durch Mining einzudämmen.
Der Vorstoß geht auf eine Initiative des Energieministeriums zurück, die bereits im Februar im Rahmen eines Workshops zur Regulierung des Minings diskutiert wurde. Im Mai hatte sich auch das russische Ministerium für Industrie und Handel öffentlich hinter die Pläne für ein zentrales Register gestellt.
Hintergrund ist das im vergangenen Jahr verabschiedete Gesetz zum Krypto-Mining in Russland. Demnach dürfen juristische Personen, Einzelunternehmer und auch Privatpersonen in der Russischen Föderation Mining betreiben. Unternehmen und Selbstständige müssen sich hierfür beim Föderalen Steuerdienst registrieren. Privatpersonen, die nicht als Einzelunternehmer gemeldet sind, dürfen weiterhin ohne Registrierung Mining betreiben – allerdings nur solange ihr Energieverbrauch unterhalb eines festgelegten Schwellenwertes bleibt.
Laut Gesetz sind alle Miner verpflichtet, dem Steuerdienst regelmäßig Auskunft über die erhaltenen digitalen Währungen zu geben. Doch die Realität sieht in Russland anders aus, denn die meisten Miner sind illegal aktiv.
Der Großteil der Miner arbeitet am Staat vorbei
Russland zählt zu den weltweit führenden Ländern im Krypto-Mining. Im Jahr 2023 erreichte das Land laut dem russischen Branchenverband VIM, den 2. Platz weltweit mit einem Anteil von ca. 14–17 % an der globalen Bitcoin-Hashrate. Anfang 2025 waren laut dem Telekommunikationskonzern MTS rund 136.575 Mining-Farmen in Betrieb, was etwa 7 % mehr als im Vorjahr entsprach. Dabei konzentrieren sich die Farmen in Regionen mit günstigen Strompreisen, darunter Irkutsk, Baschkortostan sowie im Großraum Moskau.
Zwar müssen sich seit dem 1. November 2024 die Miner registrieren, aber der Großteil operiert immer noch im Graubereich. Schätzungen zufolge sind 70 % der Krypto-Miner unregistriert und damit illegal tätig. Nur etwa 3 von 11 GW der landesweiten Mining-Kapazität entfallen auf legale und damit registrierte Miner.
Entsprechend meldeten die Behörden vermehrt Razzien gegen illegale Farmen. Allein in der Region Irkutsk wurden 2024 rund 1.100 nicht registrierte Miner aufgespürt, wobei sich die Gesamtzahl illegaler Mining-Farmen dort auf über 7.600 summierte.
Bitcoin wird von russischen Minern bevorzugt
Bitcoin (BTC) ist die mit Abstand wichtigste Kryptowährung im russischen Mining-Sektor und steht für rund 90 % der Mining-Kapazitäten. Daneben werden jedoch auch mehrere Altcoins in nennenswertem Umfang „geschürft“. Laut Analysen von MTS entfallen relevante Anteile insbesondere auf Litecoin (LTC), Kaspa (KAS), Ethereum (wir gehen davon aus, dass Ethereum Classic (ETC) gemeint ist, da das Ethereum-Mainnet seit 2022 kein Proof-of-Work mehr nutzt) und Monero (XMR).
Insbesondere Monero ist beliebt, weil sich die Transaktionen nicht nachvollziehen lassen und wird teils verdeckt via Cryptojacking auf fremden Geräten gemined, die mit entsprechender Schadsoftware infiziert sind. In dieser Kategorie zählte Russland sogar schon zu den Top-5-Ländern weltweit nach Anzahl derartiger Angriffe.
Der Steuerschaden ist hoch
Die legale Mining-Industrie in Russland erzielt mittlerweile beachtliche Umsätze. Die größten russischen Mining-Unternehmen kamen 2024 zusammen auf über 30 Milliarden Rubel Jahresumsatz, was umgerechnet ca. 360 Millionen Euro entspricht.
Marktführer BitRiver meldete allein 12,56 Milliarden Rubel Umsatz im Jahr 2023 und lag damit weit vor anderen großen Farm-Betreibern wie Intelion oder Promminer, die im gleichen Zeitraum gemeinsam auf einen Umsatz von etwa 3,6 Milliarden Rubel kamen. Experten schätzen, dass dem russischen Staat durch nicht deklarierte Mining-Einkünfte jährlich mindestens 50 Milliarden Rubel an Steuereinnahmen entgehen.
Russland hat vollständig auf Kriegswirtschaft umgestellt und droht damit in eine wirtschaftlich prekäre Lage zu geraten. Zusätzliche Einnahmen für den Staatshaushalt dürften also eine hohe Priorität genießen und die Miner sind ein willkommenes und leicht zu erfassendes Ziel. Das neue Register für Mining-Equipment dürfte in diesem Kontext also eine weitere Maßnahme sein, um dem bereits im Vorjahr gesteckten Ziel näher zu kommen und sich die Steuereinnahmen zu sichern. Gleichzeitig hilft die Maßnahme dabei, den Stromverbrauch besser zu steuern. Aufgrund der Belastung für das Stromnetz wurde in bestimmten Regionen das Mining bis März 2031 verboten. Darunter in sechs Republiken im Nordkaukasus und den von Russland besetzten Gebieten in der Ost-Ukraine.