Es ist das erste Mal seit sieben Jahren, dass Bitcoin den Oktober nicht mit einem Kursgewinn abgeschlossen hat. Damit bricht die Kryptowährung erneut mit ihren saisonalen Mustern, nachdem der September entgegen seiner üblichen Dynamik überraschend positiv ausgefallen war. Bitcoin beendet seine Serie von sechs positiven Oktobern infolge. Seit 2013 gab es nur zwei rote Oktober: 2014 und 2018. Unüblich ist auch der Zeitpunkt innerhalb des Zyklus – das vierte Quartal ist historisch gesehen das stärkste für Bitcoin. Besonders gilt das jedoch für das vierte Quartal eines „Post-Halving-Jahres“, also dem Jahr nach dem letzten Halving. Das letzte Halving hat im April 2024 stattgefunden.
Charttechnisch steht die Kryptowährung unter Druck. Nach dem Erreichen des letzten Allzeithochs von über 126.000 Dollar Anfang Oktober ist der Kurs deutlich eingebrochen – im Tief um knapp 18 Prozent bis an die Marke von 104.000 Dollar. Mit diesem Rückgang hat Bitcoin sowohl sein Bullmarket-Supportband (einfacher 20-Wochen-Trend + exponentieller 21-Wochen-Trend) als auch seinen 200-Tage-Trend unterschritten und damit wichtige Bullenmarkt-Unterstützungen eingebüßt.

Aktuell versucht sich der Bitcoin-Kurs an einer Rückeroberung des 200-Tage-Trends, doch die runde Marke von 110.000 Dollar etabliert sich als neuer charttechnischer Widerstand.
Ist dies das Ende des aktuellen Bullen-Zyklus?
Die Stimmen am Markt werden lauter, dass der Anstieg auf 126.000 Dollar das Top für diesen Bitcoin-Zyklus bereits markiert haben könnte. Dabei wird sich besonders auf das 4-Jahres-Zyklus-Modell berufen, dass sich an den Bitcoin-Halvings orientiert. Bitcoin befindet sich (Stand Freitag 31.10.2025) 560 Tage nach dem letzten Bitcoin-Halving am 19. April 2024. Historisch gesehen hat ein Zyklus-Top zwischen 518 und 580 Tagen nach einem Halving stattgefunden. Damit befindet Bitcoin sich innerhalb des typischen Zeitfensters für ein Zyklus-Hoch.
Vermögenswerte laufen seit Anfang 2023 in einer anhaltenden Rally. Der Aktienmarkt befindet sich seit Monaten auf Rekordjagd – selbst Unterbrechungen wie das Zoll-Beben im April 2025 konnten den Bullenlauf nicht lange aufhalten. Gold hat im Herbst 2023 seinen Deckel bei 2000 Dollar je Feinunze endgültig gesprengt und steigt seitdem mit zunehmender Geschwindigkeit. Bitcoin ist seit seinem Tief bei knapp 16.000 Dollar im November 2022 bis zum aktuellen Hoch um über 700 Prozent geklettert. Eine Überbewertung des Marktes scheint auf den ersten Blick nicht abwegig.
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Aktienmärkte – Blick hinter die Kulisse
Allerdings darf man sich von der Optik nicht täuschen lassen. Der Aktienmarkt wird von einem sehr zentrierten Marktsegment getrieben – den großen Tech-Werten, die aufgrund ihrer extremen Bewertungen einen erheblichen Einfluss auf die Gesamtperformance des amerikanischen Aktienmarktes nehmen. Haupttreiber der Rally seit Anfang 2023 ist das KI-Narrativ, das ohne Zweifel echtes wirtschaftliches Potenzial hat und in einigen Teilen bereits zeigt, jedoch ebenso Anteile einer Blasenbildung aufweist. Blickt man jedoch auf die breitere amerikanische Wirtschaft – zumindest den Teil, der börsennotiert ist, ist von einer extremen Rally keine Spur. Während der S&P 500 vom Corona-Vorkrisen-Niveau um über 100 Prozent gestiegen ist und selbst ausgehend von den Pre-Bärenmarktlevels Ende 2021 gemessen um etwa 45 Prozent klettern konnte, weist der US-Smallcap-Index Russell 2000 eine bescheidenere Performance auf.

Vom Vor-Coronakrisen-Niveau beträgt der Anstieg weniger als 50 Prozent und das Pre-Bärenmarkt-Hoch aus Ende 2021 konnte der Index in den letzten Wochen gerade so überschreiten, während der S&P 500 bereits deutlich höher klettern konnte. Während der S&P 500 eher eine – liquiditätsgetriebene – Konzentration auf die KI-Wette und Jagd nach der besten Rendite abseits festverzinslicher Wertpapiere abbildet, spiegelt der Russell 2000 ein besseres Bild der breiteren US-Wirtschaft. Eine Rezession herrscht nicht vor, aber von einem starken wirtschaftlichen Aufschwung kann bisher noch keine Rede sein. Ein immer größerer Teil des Wirtschaftswachstums in den USA ist mittlerweile regierungsfinanziert – und wird auf pump betrieben. Die lange Hochzinsphase, eine hohe Inflation, Zölle und weitere geopolitische Unsicherheiten haben es der „realen“ Wirtschaft abseits von KI und Tech seit 2022 schwer gemacht. Erst eine echte Entspannung bei diesen Punkten kann einen breiten Konjunkturaufschwung zulassen.
Gold – ein Krisenindikator?
Gold hat seinen parabolischen Anstieg begonnen, seitdem die USA im Herbst 2023 in einen fiskalpolitischen Ausnahmezustand gegangen sind und ihre Schuldenaufnahme an das kurzfristige Ende der Zinskurve verlagert haben. Die Gold-Bewegung stellt eine Flucht aus dem Fiatgeld-System und eine Absicherung gegen den Verfall des Dollars dar.

Angetrieben wird das Ganze auch durch massive Käufe der Zentralbanken der BRICS-Staaten, die mittlerweile ernsthafte Pläne einer gold-gedeckten Alternativ-Währung zum Dollar haben.
Bitcoin – Risk-On oder Risk-Off?
Die Kurstreiber hinter Bitcoin sind zweifacher Natur. Einerseits findet auch hier mit zunehmender Dynamik der Debasement-Trade gegen den Dollar statt. Kredite werden in einer zunehmend schwächer werdenden Währung aufgenommen (in diesem Fall Dollar) und das Kapital wird in die aufstrebende Währung bzw. das im Wert steigende Asset gesteckt (Bitcoin). Dies wird vor allem angetrieben durch die mittlerweile hohe Zahl an Bitcoin Treasury Unternehmen, die diese Strategie verfolgen.
Andererseits bleibt Bitcoin weiterhin stark beeinflusst durch die Zunahme der Liquidität im System, da Zentralbanken weltweit geldpolitische Lockerung betreiben und die Fiskalpolitik der USA ebenfalls für eine anhaltende Ausweitung der Liquidität sorgt. Bitcoin absorbiert diese Liquidität als digital limitiertes Asset. Bitcoin hat damit sowohl Risk-On als auch Risk-Off Merkmale.
Ist ein Ende dieser Dynamik in Sicht?
Die weitere Entwicklung der Finanzmärkte steht und fällt mit der Frage, ob die geld- und fiskalpolitische Moderation weiterhin funktionieren kann oder nicht. Die Federal Reserve befindet sich in einer Zinssenkungsphase und bereitet geldpolitische Lockerung vor. Während der letzten Zinssitzung hat sie das Ende ihres Balancesheet-Abbaus ab Dezember angekündigt. Von einem Ende von Quantitative Tightening ist es nicht mehr weit bis zu Quantitative Easing, also erneuten Wertpapier-Käufen der Fed und damit einer Ausweitung der Liquidität. Die US-Schuldenkrise bleibt der größte Faktor, der dies unausweichlich machen wird.
Dieses Umfeld kann einen Wirtschaftsboom auslösen, da der Zugang zu Krediten wieder einfacher wird und mehr Liquidität im System zirkuliert, das die wirtschaftliche Aktivität antreibt. Die zuletzt konstruktive Entwicklung im Handelsstreit zwischen den USA und China ist ebenfalls hilfreich. Das liefert ein Fundament für florierende Aktienmärkte im breiteren Marktumfeld, selbst wenn es zu Gewinnmitnahmen bei den Tech-Werten kommt. Die zunehmende strukturelle Schwäche des Dollars aufgrund der Schuldenkrise bleibt ein Treiber für Bitcoin und Gold. Sinkende Zinsen könnten diese Assets zudem noch attraktiver machen, da die rückläufige Rendite bei Anleihen der exponentiellen Dynamik von Gold und Bitcoin im Angesicht eines weiter stark in seiner Kaufkraft entwertenden Dollars gegenübersteht.
Kritisch könnte lediglich der Übergang in dieses mögliche Szenario werden. Die US-Zinsen befinden sich noch immer auf einem hohen Niveau, eine langfristige Lösung im Zoll-Krieg liegt noch nicht auf dem Tisch und es ist unklar, wie viel Federn die US-Wirtschaft noch lässt, bis sie vollends in einem konjunkturell fördernden Umfeld angekommen ist. In dieser Transitionsphase könnte Bitcoin durchaus Schwäche zeigen, da bereits eine Menge Kapital von institutioneller Seite platziert wurde, Privatanleger aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen aktuell weder viel Kapital noch viel Interesse am Krypto-Markt haben und der klassische Vier-Jahres-Zyklus als psychologischer Anker bei vielen Marktteilnehmern Gewinnmitnahmen provozieren könnte. Während die Vorzeichen für 2026 für Bitcoin recht gut aussehen, könnte das vierte Quartal 2025 entgegen der üblichen Saisonalität diesmal möglicherweise enttäuschen.
Denken Sie langfristig!
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