Ethereum

Ethereum bereitet sich auf das Pectra-Upgrade vor


In der langen Geschichte der Upgrades von Ethereum reiht sich ein weiteres ein. Auch bei Pectra handelt es sich um ein Kunstwort, weil es – ähnlich wie das Dencun-Upgrade – jeweils ein Update der Konsens- und der Ausführungsschicht von Ethereum beinhaltet, welche auf die Namen Prague und Electra hören. Während Dencun in erster Linie für den Ausbau von Layer-2-Lösungen relevant war, soll Pectra u. a. die Effizienz der Ethereum-Blockchain selbst steigern.

Der Zeitplan sieht vor, dass Pectra am 24. Februar auf dem Testnetzwerk Holesky starten soll. In einem zweiten Schritt ist dann der Start auf dem Testnetzwerk Sepolia für den 5. März vorgesehen. Der eigentliche Launch soll im April erfolgen, sofern alles planmäßig läuft.

Aus technischer Sicht ist das Pectra-Upgrade eine Hard Fork, die allerdings keinen Handlungsbedarf bei Nutzern auslöst. Nur wer eine eigene Node oder einen Validator betreibt, muss entsprechende Vorbereitungen treffen und Updates einspielen.

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Was beinhaltet das Pectra-Upgrade?

Das Pectra-Upgrade bringt eine Vielzahl an Verbesserungen für das Ethereum-Netzwerk. Es erweitert bestehende Funktionen, optimiert die Effizienz und führt neue Möglichkeiten ein, um das Nutzererlebnis und die Netzwerksicherheit zu verbessern. Einige der Änderungen sind weitreichend und nicht unumstritten. Jede Neuerung wird im Rahmen eines eigenen Ethereum Improvement Proposal (EIP) entwickelt. Die wichtigsten Änderungen im Überblick:

  • Flexiblere Wallets durch EIP-7702: Eines der am meisten erwarteten Features ist die Möglichkeit, externe Wallet-Adressen (EOA) temporär als Smart Contracts zu repräsentieren. Dadurch können Nutzer von programmierbaren Wallets profitieren, die Funktionen wie gebündelte Transaktionen, gasfreie Zahlungen und alternative Wiederherstellungsmechanismen ermöglichen. Dies ist ein weiterer Schritt in Richtung Account Abstraction, wodurch Ethereum benutzerfreundlicher und sicherer werden soll.
  • Erhöhung des maximalen Validator-Balance (EIP-7251): Bisher konnten Ethereum-Validatoren maximal 32 ETH pro Instanz staken. Mit dem neuen Upgrade wird dieser Wert auf 2048 ETH erhöht. Dies ermöglicht es Stakern, beliebige Beträge über 32 ETH einzusetzen und für jedes zusätzliche ETH Belohnungen zu erhalten. Zudem können Validatoren nun zusammengelegt werden, was die Netzwerkbelastung verringern und die Skalierung verbessern soll.
  • Höhere Kapazität für Blobs (EIP-7691): Blobs sind eine effiziente Methode zur Speicherung von Layer-2-Rollup-Daten, wurden aber bisher durch eine Limitierung auf durchschnittlich drei Blobs pro Block eingeschränkt. Das Upgrade erhöht dieses Ziel auf sechs und erlaubt maximal neun Blobs pro Block. Dadurch wird mehr Platz für Daten geschaffen, was die Skalierbarkeit von Ethereum verbessert und die Gebühren für Rollups reduzieren soll.
  • Erhöhung der Calldata-Kosten (EIP-7623): Vor der Einführung von Blobs nutzten Layer-2-Protokolle oft Calldata, um ihre Daten auf Ethereum zu speichern. Da Blobs nun als primäre Lösung vorgesehen sind, wird die Nutzung von Calldata durch höhere Kosten weniger attraktiv gemacht. Dies soll für eine effizientere Ressourcennutzung sorgen und den zusätzlichen Aufwand für die Verarbeitung von Blob-Daten ausgleichen.
  • Einfachere Validator-Exits (EIP-7002): Bisher mussten Validatoren einen speziellen Konsensmechanismus verwenden, um ihre Einsätze zurückzuziehen. Das neue Upgrade ermöglicht es nun, Exits über die Execution Layer mit einem speziellen Smart Contract auszulösen. Dies erleichtert den Ausstieg aus dem Staking, insbesondere wenn verschiedene Parteien die Validator- und Auszahlungsschlüssel verwalten.
  • Direkte Validator-Einzahlungen auf der Execution Layer (EIP-6110): Validatoren mussten bisher über einen separaten Mechanismus ihre Einzahlungen tätigen. Mit EIP-6110 wird dieser Prozess nativ in die Execution Layer integriert. Dies reduziert die Implementierungskomplexität, verbessert die Sicherheit und erleichtert zukünftige Upgrades des Netzwerks.
  • Neue Precompile-Funktion für BLS12-381 (EIP-2537): Das Upgrade fügt eine spezielle Funktion für kryptografische Operationen auf der BLS12-381-Kurve hinzu. Dadurch können Signaturen effizienter verifiziert werden, was insbesondere für Staking-Pools, Restaking-Lösungen, Light Clients und Bridges von Vorteil ist. Entwickler können auf eine sicherere und kostengünstigere Implementierung zugreifen, ohne eigene Lösungen erstellen zu müssen.
  • Erweiterung der Blockhash-Abfrage (EIP-2935): Bislang konnten Smart Contracts nur den Hash des letzten Blocks abfragen. Das Upgrade führt eine neue Funktion ein, die Zugriff auf die letzten 8192 Blockhashes ermöglicht. Dies verbessert die Interoperabilität mit Rollups und zukünftigen Stateless-Clients.
  • Optimierung der Konsensmechanismen (EIP-7549): Das Upgrade verschiebt bestimmte Daten aus Validator-Attestierungen heraus, wodurch die Signaturverarbeitung effizienter wird. Dies führt zu einer besseren Leistung für Konsens-Clients und vereinfacht Zero-Knowledge-Proofs.
  • Dynamische Konfiguration von Blobs (EIP-7840): Eine neue Konfigurationsmöglichkeit für Blobs in der Execution Layer erlaubt eine flexiblere Anpassung der Blob-Kapazität und der Gebühren. Dies macht das Netzwerk anpassungsfähiger und verringert den Verwaltungsaufwand für Nodes.

Darum steht Pectra in der Kritik

Das wohl umstrittenste Proposal ist EIP-7702. Denn in der Praxis wird es dafür sorgen, dass man Transaktionsgebühren auch mit Stablecoins wie DAI oder USDC begleichen kann. Diese Flexibilität mag attraktiv klingen, aber es stellt auch das Ökosystem von Ethereum ein Stück weit auf den Kopf. Schließlich ist Ether, der native Token von Ethereum, in gewisser Hinsicht der Treibstoff im Netzwerk. Die Anzahl an Transaktionen steuert also auch direkt die Nachfrage nach Ethereum. Diese ist bereits gesunken, denn vieles spielt sich bereits auf den Layer-2-Netzwerken ab, welche Unmengen an Transaktionen günstiger, daher mit weniger Ether, abwickeln können.

Kritiker befürchten, dass die Gebühren mit Pectra weiter sinken und Ether zudem Konkurrenz von Stablecoins bekommt. Dann, so argumentieren sie, würde die Nachfrage nach Ether von zwei Enden her weggekürzt werden.

Befürworter von EIP-7702 verweisen jedoch darauf, dass Ether immer noch das zentrale Mittel zur Absicherung des Netzwerks bleibt. Ihrer Ansicht nach bleibt Ether durch das Staking primärer Wertträger, und die Änderung würde ausschließlich Vorzüge mit sich bringen. Dabei betonen sie die Stärkung des Netzwerkeffekts, weil Flexibilität bei den Gebühren insbesondere institutionelle Investoren und Unternehmen anspricht. Sie dürften es bevorzugen, ihre Kosten für die Nutzung von Ethereum in Dollar zu bemessen und auch damit zu begleichen, anstatt mit Ether einen volatilen Wert halten zu müssen.

ETH/BTC ist seit 2022 im Sinkflug. Bildquelle: Tradingview.com

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Änderung in der Praxis auswirken wird. Das Narrativ von der Ether-Verknappung bröckelt, weil die Nachfrage nicht hoch genug ist und die Burn-Rate gesunken ist. Der Ethereum-Kurs hat die Anleger auf eine Achterbahnfahrt geschickt, während Bitcoin, XRP und Solana zulegen konnten. Im direkten Benchmark mit Bitcoin hat Ethereum seit September 2022 nur an Wert verloren. Sollten die Kritiker recht behalten, dann könnte sich Pectra fatal für Ether erweisen. Sofern das Upgrade die Kritiker jedoch Lügen straft, bliebe abzuwarten, ob die Talsohle durchschritten ist. Glaubt man den On-Chain-Daten, dann akkumulieren schwergewichtige Marktteilnehmer kontinuierlich ETH. Es sieht danach aus, als ob Ethereum bald einen „Friss oder stirb“-Moment erleben wird.

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