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Business Cycle als Indikator: Warum der ISM-Index für Bitcoin zählt


Es gibt eine Menge-Preismodelle für Bitcoin, die eine Orientierung für den Verlauf eines Krypto-Zyklus geben. Viele davon bestehen aus On-Chain-Daten, einige basieren auf wirtschaftlichen Indikatoren. Alle laufen auf dasselbe hinaus: Entweder beziehen sie sich direkt auf die Liquiditätsentwicklung an den globalen Finanzmärkten als größten Treiber für den Bitcoin-Preis oder hängen (wie beispielsweise im Falle des Bitcoin-Halving-Modells) indirekt damit zusammen.

Der ISM Index

Ein besonders solider Indikator ist der ISM Index. Dieser Index wird vom Institute for Supply Management in den USA veröffentlicht und misst die wirtschaftliche Aktivität im verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor anhand von Umfragen unter Einkaufsmanagern. Wichtige Teilindikatoren sind Auftragseingänge, Produktion, Beschäftigung, Lagerbestände und Lieferzeiten. Der Index legt den Finger an den Puls der Wirtschaft.

Man liest in wie folgt: Bricht der Index nachhaltig unter den Wert von 50, signalisiert das einen wirtschaftlichen Abschwung. Ein nachhaltiger Ausbruch über 50 signalisiert einen Aufschwung. Der ISM-Index signalisiert den Trend der Wirtschaft als Frühindikator, bspw. noch vor den offiziellen BIP-Zahlen. Die langfristig starke Korrelation des Index mit der tatsächlichen Entwicklung der US-Wirtschaft untermauert die Relevanz dieses Indikators.

Der Business Cycle

Anhand des ISM Index (als vorlaufenden Indikator) kann man wunderbar den wiederkehrenden Business Cycle ablesen, die sich wiederholende Abfolge von wirtschaftlichen Stärke- und Schwäche-Phasen, die stark von der Liquidität, Kreditverfügbarkeit und Zentralbankpolitik beeinflusst werden.

Der Business Cycle lässt sich grob in vier Phasen unterteilen:

  • Frühe Expansion: Die Wirtschaft beginnt nach einer Rezession zu wachsen, niedrige Zinsen und lockere Geldpolitik treiben Wachstum und Investitionen an. Die Zinsen an den Anleihemärkten und auch die breiten Aktienmärkte steigen langsam, während Assets, die weit vorne am Risikospektrum liegen, die neue Wachstumsphase bereits stärker einpreisen – die Rede ist von Tech-Werten und auch von Krypto-Assets.
  • Boom-Phase: Das Wirtschaftswachstum geht in die heiße Phase über, begleitet von einer anziehenden Inflation – als Reaktion startet in der Regel die nächste Phase der restriktiven Geldpolitik mit ersten Zinsanhebungen. Die Aktienmärkte bleiben aufgrund der starken wirtschaftlichen Lage vorerst stark, während Risk-On-Assets in ihre Überhitzungsphase gehen.
  • Späte Expansion: Die straffe Geldpolitik geht in ihre Hauptphase und fängt an Wirkung zu zeigen. Die Liquiditätssituation wird schwieriger, das Wachstum verlangsamt sich. Anleihezinsen fallen wieder, da Investoren Sicherheit suchen. Die Aktienmärkte korrigieren – währenddessen fallen Risk-On-Assets (Tech-Werte und Krypto-Assets) als vorlaufende Risiko-Indikatoren bereits in einen Bärenmarkt.
  • Rezession: Die Wirtschaft schrumpft, Konsum und Investitionen brechen ein und Zentralbanken beginnen wieder, die Zinsen zu senken und Liquidität bereitzustellen. Während die breiten Aktienmärkte in einen Bärenmarkt übergehen, befinden Risk-On-Assets sich bereits in einer Phase des Ausblutens und der Bodenbildung, um dann zu beginnen, erneut als vorlaufender Risiko-Indikator den nächsten Zyklus einzuleiten.
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Wo befinden wir uns im Business Cycle?

Werfen wir nun einen Blick auf die Charts. Der ISM Index hat zum ersten Mal seit Oktober 2022 einen nachhaltigen Ausbruch über den Wert von 50 geschafft und signalisiert damit einen wirtschaftlichen Aufwärtstrend. Damit befinden wir uns mit Blick auf das Business Cycle Modell in der Übergangsphase zwischen der frühen Expansion und der Boom-Phase.

Bildquelle: Tradingview.com

Der Blick auf das makroökonomische Bild der letzten Monate unterstützt das aus meiner Sicht. Im Jahr 2022 hatten wir eine versteckte Rezession. Die offiziellen Konjunkturdaten wurden von den US-Ämtern entsprechend angepasst, laut klassischer Definition hatten wir jedoch mit einem BIP-Rückgang in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen in 2022 eine Rezession in den USA. Während der obere Teil des S&P 500 die Doppelbelastung aus hoher Inflation und hohen zinsen gut weggesteckt hatte, hat die „untere Hälfte“ der US-Wirtschaft – damit sind sowohl die Konsumenten als auch kleine Betriebe gemeint – gelitten.

Der Rückgang der Inflation, sowie die erst vor kurzem eingeleitete Zinssenkungsphase der Fed und die vom US-Finanzministerium getriggerte Liquiditätsinjektion aus dem Reverse Repo Programm von etwa 2 Billionen Dollar haben die frühe Expansionsphase des Business Cycles gestaltet. Global gesehen sieht das Bild ähnlich aus. Sowohl China als auch Europa sind wirtschaftlich schwach auf der Brust – eine Welle geld- und fiskalpolitischer Lockerung steht jedoch an bzw. wurde bereits eingeleitet, um die wirtschaftliche Erholung voranzutreiben. Es wurde auf „grünes Licht“ seitens der Federal Reserve als tonangebender Entität an den globalen Finanzmärkten gewartet.

Letztes Hindernis ist der politische Tanz um Zölle, der von Trump inszeniert wird, bei dem es jedoch perspektivisch zu Lösungen kommen wird, die zu einer Abwertung des Dollars und damit zu verbesserten Liquiditätsbedingungen führen werden. Die Chancen stehen also gut, dass wir in 2025 eine Boom-Phase erleben können. Variablen bleiben die US-Schuldenkrise und geopolitische Risiken. Während die Schuldenkrise eine Antwort aus der Druckerpresse der Fed erhalten dürfte, könnte ein „Deal“ in Sachen Ukraine-Krieg und Gaza für etwas geopolitische Beruhigung, wirtschaftliche Planungssicherheit und damit Chancen liefern. Die moralischen Fragen sind dabei ein ganz eigenes Thema, doch hier geht es nur um die Finanzmarkt-Aspekte.

Was bedeutet das für Bitcoin?

Der ISM Index als Ableitung für den Business Cycle und damit auch als aussagekräftiger Indikator für die Liquiditätsbedingungen eignet sich ebenfalls als Indikator für den Verlauf eines Bitcoin- und Krypto-Bullruns. Das zeigen die historischen Daten. Ein nachhaltiger Anstieg des ISM über den Wert von 50 signalisiert dabei den Start der extremen Outperformance-Phase für Bitcoin und Krypto-Assets generell, da in der Boom-Phase des Business Cycles die Überhitzung von Risk-On-Assets stattfindet. 

Bildquelle: Tradingview.com

Wo das Top des ISM sein wird, steht natürlich in den Sternen, doch ab einem Werte-Bereich von 55 bis 65 sollte man sich auf die Bildung eines Cycle-Tops einstellen. Zeitliche Vorgaben kann der ISM nicht liefern, dazu sollte man sich eher auf den weiteren Verlauf des Liquiditätszyklus konzentrieren, dessen Verlauf vor allem von den geldpolitischen Entscheidungen der Zentralbanken bestimmt wird. Anhand historischer Verläufe und Muster, die auch mit anderen Bitcoin-Preismodellen im Einklang liegen, ist ein Verlauf dieser Phase des Business Cycles und des Liquiditätszyklus bis voraussichtlich Jahresende 2025 jedoch eine plausible Annahme.

Denken Sie langfristig!

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Mehr Informationen

Der Krypto-Sektor wird von der Liquiditätssituation an den Finanzmärkten bestimmt. Wann, wie und in welcher Form es in diesem Zyklus tatsächlich noch zu einer Altcoin-Season kommen wird, verraten einige relevante Charts. Erfahren Sie mehr dazu in der neusten Analyse von decentralist.

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