Der Handelsstart der ETFs Mitte Januar 2024 war enttäuschend, denn die Umwandlung des Grayscale Bitcoin Trust in einen ETF hat den Weg für massive Abverkäufe der GBTC-Shares frei gemacht. Viele im Bärenmarkt 2022 insolvent gegangene Krypto-Unternehmen saßen auf großen Beständen und haben diese nun im Zuge ihrer Insolvenzabwicklungen abgestoßen.
Doch seitdem der Großteil dieser Verkäufe abgewickelt wurde, zeigen die ETFs ihr wahres Potenzial. Dem Bestand von maximal 900 Bitcoin pro Tag, der durch die Mining-Industrie auf den Markt kommen kann und einem Angebot von weniger als 2 Millionen Bitcoin auf den Krypto-Börsen steht ein Kaufdruck von 9-10.000 Bitcoins pro Handelstag durch die ETF-Märkte gegenüber. Nun zeigt die digitale Limitierung von Bitcoin, die sich nach dem Halving im April noch einmal verschärfen wird, deutlich ihre Wirkung. Der stetige Kaufdruck hat den Bitcoin-Kurs in den letzten Tagen immer näher an das letzte Allzeithoch geschoben.
Darum hat die Wall Street wirklich Bedarf nach Bitcoin
Doch warum hat die Wall Street es nun so eilig, in Bitcoin einzusteigen? Die einfache Antwort wäre, dass die großen Spieler nun ebenfalls ein Stück vom Kuchen abhaben wollen und einen Teil ihres Kapitals in das Asset umschichten, welches seit 15 Jahren die stärkste Performance aller Assetklassen aufweist.
Spekulationen und die Jagd nach Rendite sind jedoch sehr wahrscheinlich nicht die einzigen Gründe für das Interesse. Bitcoin wird oft die Eigenschaft des Inflationsschutzes zugesprochen – und wurde bereits heftig dafür kritisiert, diese Aufgabe nicht gut zu erfüllen. Man muss hier jedoch differenzieren. Bitcoin ist kein unmittelbarer Schutz gegen eine steigende Verbraucherpreis-Inflation – obwohl Bitcoin auch das im langfristigen Bild sehr gut macht. Wer sein Geld langfristig in Bitcoin parkt, hat bisher eine deutliche Steigerung der Kaufkraft erfahren.
Bitcoin reagiert jedoch extrem sensibel auf die Geldmengenausweitung und eignet sich besonders gut als Schutz genau dagegen. In Phasen, in denen die Geldmenge stark aufgebläht wird, saugt Bitcoin wie ein Schwamm zunehmend größere Mengen des freigesetzten Kapitals in sich auf. Investoren, die eine steigende Inflation befürchten, reagieren nicht erst, wenn die Inflation eingetroffen ist, sondern sie versuchen sie vorwegzunehmen. Genau das ist im Jahr 2020 passiert und genau das dürfte auch jetzt ein großer Faktor sein, warum die Wall Street den ETF nun ausgiebig nutzt, um eine Bitcoin-Allokation aufzubauen.
Kehrt die Inflation zurück?
Auch hier muss man differenzieren: Wir haben bereits seit vielen Jahrzehnten eine stetige Inflation – allerdings entwickelt diese sich asymmetrisch. Die kontinuierliche Ausweitung der Geldmenge seit der Aufhebung des letzten Goldstandards in den 1970ern hat in den letzten Jahrzehnten besonders die Preise von Vermögenswerten in die Höhe getrieben. Seit der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Ausweitung der Geldmenge auf Steroiden, die ihren Weg über exzessive Schuldenaufnahme der Regierung und den entsprechenden Ausgaben auch in die Realwirtschaft gefunden hat, sehen wir die Inflation auch bei den Verbraucherpreisen.
Die Federal Reserve hat in 2022 eine geldpolitische Straffung im Rekordtempo durchgeführt und damit zum ersten Mal seit Jahrzehnten eine Verringerung der Geldmenge bewirkt. Dadurch ist auch die Inflation deutlich zurückgegangen – im Einklang mit einem Bärenmarkt und erheblichen Kursrückgängen an den Finanzmärkten.
Seit Sommer 2023 steigt die Geldmenge jedoch wieder an – und diese Inflation macht sich bereits wieder deutlich an den Finanzmärkten bemerkbar: Die großen Aktienindizes jagen neuen Allzeithochs entgegen und auch Bitcoin hat den Turbo gezündet. Die Federal Reserve betreibt weiterhin geldpolitische Straffung und lässt Anleihen in ihrem Balancesheet auslaufen. Allerdings ist das Tempo seit einigen Monaten zurückgegangen.
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Die US-Regierung hat seit Herbst 2023 die Schuldenaufnahme massiv beschleunigt und an das kurze Ende der Zinskurve verlagert. Das hat zu steigenden Zinsen kurzlaufender Anleihen geführt. Dies ging so weit, dass dadurch eine Kapitalumschichtung aus dem Reverse Repo Programm (RRP) der Federal Reserve hinaus und in kurzlaufende Staatsanleihen hinein stattgefunden hat. Das RRP ist ein geldpolitisches Instrument der Fed, mit dem überschüssiges Geld aus dem System in diesen isolierten Topf gezogen werden kann und hilft dabei, die Zinssätze zu steuern. Seit 2021 ist durch die lockere Geldpolitik eine Menge Kapital dort hineingeflossen. Die enorme Schuldenaufnahme der US-Regierung hat diesen Geldtopf jedoch angezapft, da die Zinsen kurzfristiger Staatsanleihen die Zinsen des RRP ab einem gewissen Punkt übertroffen haben. Vor allem Geldmarktfonds haben ihr im RRP geparktes Kapital umgeschichtet und in T-Bills gesteckt.
Hinzukommt, dass die Kreditvergabe der Geschäftsbanken in den letzten Monaten ebenfalls wieder zugenommen hat, nachdem sie in der ersten Jahreshälfte 2023 seitwärts gelaufen war. Die Kreditvergabe der Geschäftsbanken ist letzten Endes die echte Schöpfung von neuem Geld, da nur ein Bruchteil des Kredits in unserem heutigen Fractional-Reserve-Banking-System wirklich gedeckt sein muss. Die Fed kann die Kreditvergabe nur indirekt durch die Erhöhung der Geldreserven der Geschäftsbanken im eigenen Balancesheet, geldpolitischen Interventionen in Form von Anleihekäufen, sowie Zinsveränderungen beeinflussen. Die Entleerung des isolierten Topfs des RRP und eine Erhöhung der Kreditvergabe der Geschäftsbanken hat die quantitative Straffung der Fed ausgeglichen.
Aus diesem Grund ist auch die Inflation nicht mehr weiter gesunken und verharrt hartnäckig oberhalb der Marke von 3 Prozent. Derzeit hat die US-Regierung eine Pause eingelegt und nimmt über Steuern in etwa so viel ein, wie sie ausgibt. Doch das ist temporärer Natur, da der US-Staatshaushalt seit vielen Jahrzehnten defizitär ist. In diesem Jahr muss das US-Finanzministerium mehrere Billionen Dollar an Schulden refinanzieren und muss dazu neue Staatsanleihen ausgeben. Das wird zu weiteren Kapitalabflüssen aus dem isolierten Topf des RRP führen.
Wenn das RRP leer ist, wird der Schuldenhunger der US-Regierung jedoch kaum gestillt sein. Und es bleibt fraglich, ob sich genug Käufer finden werden, um den Schuldenbedarf der USA zu decken. Wichtige Käufer aus der Vergangenheit wie China oder Japan fallen weg, da sie mit eigenen geldpolitischen Problemen zu kämpfen haben. Die Federal Reserve wird sehr wahrscheinlich in irgendeiner Form eingreifen müssen – und das wird zu einer weiteren massiven Ausweitung der Geldmenge führen, da die Fed im Endeffekt kaum etwas anderes machen kann, um die Anleihemärkte zu stützen.
Bitcoin sendet ein Inflations-Warnsignal aus
Der Bitcoin-Preis reagiert auf die derzeit bereits stattfindende Geldmengenausweitung und die Marktteilnehmer wollen sich gegen eine drohende Beschleunigung der Geldmengenausweitung mit Bitcoin absichern. Deswegen nutzt die Wall Street die nun durch den ETF geöffneten Tore hinein in die Kryptowährung. Aus diesem Grund ist es auch fraglich, ob Bitcoin – ebenso wie die Aktienmärkte – im Falle einer Krise überhaupt noch großartig crashen wird. Der Markt rechnet mittlerweile fest damit, dass die Fed spätestens im Falle einer Krise eingreift und geldpolitisch interveniert. Das dürfte die Asset-Preise genauso treiben, wie es nach dem Corona-Crash der Fall war – und die Märkte antizipieren es diesmal vielleicht bereits vor der eigentlichen Intervention.
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