Märkte

Bitcoin im Krisenmodus – Der Yen Carry Trade löst sich auf


Ein neues Beben hat zu Beginn der Woche die globalen Märkte erschüttert und leider ist es nicht unwahrscheinlich, dass wir damit das erste Kapitel einer neuen Finanzkrise erlebt haben. Der japanische Aktienindex Nikkei ist um über 12 Prozent eingebrochen. Auch die US-Märkte und die europäischen Märkte haben im Schnitt deutlich über 2 Prozent verloren. Die Zinsen an den Anleihemärkten sind drastisch eingebrochen, was einem Hilfeschrei der Märkte nach Zinssenkungen gleichkommt.

Den Bitcoin-Kurs hat es besonders schlimm erwischt. Nach einer starken Erholungsrally seit Anfang Juli ist der Kurs bereits Ende der letzten Woche wieder unter seinen 200-Tage-Trend und sein Bullmarket-Supportband gefallen. Am Montag folgte jedoch ein drastischer Einbruch um fast 15 Prozent, der den Kurs bis unter die Marke von 50.000 Dollar getrieben hat.

Bildquelle: Tradingview.com

Mittlerweile konnte der Kurs sich im Einklang mit einem Rebound an den Aktienmärkten erholen und notiert derzeit wieder über der Marke von 55.000 Dollar. Doch angesichts der Relevanz und Struktur des Crashs ist es wahrscheinlich, dass diese Talfahrt noch nicht alles gewesen sein dürfte für die globalen Finanzmärkte.

Das sind die Ursachen für den Crash

Neben geopolitischen Spannungen im Nahen Osten, wo der Iran Vergeltungsschläge gegen Israel androht, liegen die Hauptursachen der aktuellen Marktturbulenzen tiefer. Letzten Freitag haben die US-Arbeitsmarktdaten Anlass zur Sorge gegeben: Die Arbeitslosenquote ist auf 4,3 Prozent gestiegen, den höchsten Stand seit Oktober 2021. Dies deutet auf eine zunehmende wirtschaftliche Schwäche in den USA hin und verstärkt die Angst vor einer Rezession. Die Kritik an der Federal Reserve wächst, die Zinsen zu lange hochgehalten zu haben, was jetzt von vielen als potenzieller geldpolitischer Fehler betrachtet wird.

Während des Großteils des Jahres hatten schwache Wirtschaftsdaten die Hoffnung auf Zinssenkungen der Fed genährt, was die Rally an den Märkten angetrieben hat. Jetzt jedoch wecken schwache Daten wieder Rezessionsängste. Es gilt nun nicht mehr „bad news is good news“ sondern wir kehren zum Modus Operandi „bad news is bad news“ zurück.

Der Elefant im Raum: Die Auflösung des Yen Carry Trades

Der maßgebliche Faktor für die aktuellen Marktturbulenzen ist jedoch die Auflösung des Yen Carry Trades, die nun von einer potenziellen Gefahr scheinbar wirklich zur Realität geworden ist. Die Bank of Japan erhöhte letzten Mittwoch die Zinsen, was den Yen gegenüber dem Dollar hat aufwerten lassen. Der Yen Carry Trade hat in den letzten Jahrzehnten wunderbar funktioniert, indem Trader sich zu niedrigen Zinsen in Yen verschuldet haben, diese in Dollar umgetauscht und in höher verzinste US-Vermögenswerte investiert haben, um mit einer positiven Gesamtrendite aus dem Trade herauszukommen. Mit der Zinserhöhung in Japan und der damit verbundenen Aufwertung des Yen wird dieser Trade nun jedoch weniger rentabel – bzw. für viele Marktteilnehmer bereits zu einem Verlustgeschäft. Marktteilnehmer müssen ihre Positionen auflösen, was zu Verkaufswellen bei US-Aktien und einem Aufwärtsdruck auf den Yen führt. Der Nikkei erlebte daraufhin seinen größten Tagesverlust seit 1987 mit einem Minus von 12 Prozent, da der steigende Yen auch viele japanische, in Yen verschuldete Marktteilnehmer unter Druck setzt.

Auswirkungen auf den Krypto-Markt

Der Krypto-Sektor wurde von der Volatilität am Montag und dem allgemeinen Deleveraging besonders heftig durchgeschüttelt. Spekulationen zufolge könnte ein großer Akteur wie Jump Trading, ein bedeutendes Investmentunternehmen welches auch als Market Maker im Krypto-Sektor agiert, zu stark im Krypto-Sektor oder im Yen Carry Trade engagiert gewesen sein und nun dringend Liquidität benötigen. Diese Notverkäufe von Bitcoin und Ethereum könnten auch am Wochenende erfolgt sein, als das Handelsvolumen niedrig war. Dies berichten zumindest einige Marktbeobachter auf Twitter, die entsprechende Wallets verfolgen, die mit Jump Trading in Verbindung gebracht werden. Laut diesen wurden Ether im Wert von 500 Millionen Dollar bewegt.

Ausblick und mögliche Maßnahmen der Federal Reserve

Die weitere Entwicklung hängt stark davon ab, ob die Auflösung des Yen Carry Trades fortgesetzt wird und welche Kaskadeneffekte dies auf die globalen Märkte hat. Es besteht die Gefahr, dass Unternehmenskredite ausfallen und weitere stark gehebelte Marktteilnehmer gezwungen sind, Positionen aufzulösen.

Eine mögliche Reaktion der Fed könnte sein, direkte Swap-Lines mit der Bank of Japan aufzubauen, damit diese den Yen stützen kann, ohne den Markt zu sehr zu beeinflussen. Eine Notfall-Zinssenkung steht ebenfalls im Raum. Langfristig muss die Fed die Zinsen senken, um ein Zusammenbrechen des Finanzsystems zu verhindern. Die Märkte könnten kurzfristig weiter unter Druck geraten, aber eine neue Liquiditätsspritze könnte die Kurse wieder nach oben treiben. Für das nächste offizielle Fed-Meeting im September wird vom Markt nun mindestens eine Zinssenkung um 0,5 Prozent, von einigen sogar eine Senkung um 0,75 Prozent erwartet.

Bitcoin steht nun vor einer entscheidenden Phase. Die Kryptowährung bleibt zwar mit den restlichen Finanzmärkten korreliert, mittelfristig könnte die operative Unabhängigkeit von Bitcoin als Netzwerk jedoch stärker zum Tragen kommen und für viele eine attraktive Kapitalflucht anbieten. Aussagen der US-Präsidentschaftskandidaten Trump und Kennedy, Bitcoin als strategische Reserve aufzunehmen, könnten die Spieltheorie in Gang setzen und andere Länder sowie Unternehmen dazu veranlassen, Bitcoin ebenfalls als Absicherung zu nutzen.

Die gegenwärtigen Marktverwerfungen sind vielschichtig und beinhalten sowohl wirtschaftliche als auch geopolitische Faktoren. Die Reaktionen der Zentralbanken, insbesondere der Federal Reserve, werden entscheidend sein für die weitere Entwicklung. Anleger sollten sich auf volatile Zeiten einstellen, allerdings bleibt das fundamentale Bild für Bitcoin trotz des Kurseinbruchs weiterhin sehr optimistisch, da sich die Chance auf eine weitere drastische Liquiditätszufuhr in die Märkte nun deutlich erhöht hat und das war in der Vergangenheit stehts der bullischste Faktor für einen Bitcoin-Bullrun.

Denken Sie langfristig!

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Mehr Informationen

Die Auflösung des Yen-Carry-Trades schwebt bereits seit längerer Zeit als potenzielles Unheil über den Finanzmärkten. Wie der Yen-Carry-Trade genau funktioniert und was seine Auflösung für die Märkte und für Bitcoin bedeutet, erfahren Sie in dieser Video-Ausgabe von decentralist.

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