Die Lage von MicroStrategy – inzwischen offiziell Strategy Inc. – hat sich in den vergangenen Monaten deutlich zugespitzt. Die Aktie befindet sich seit über einem Jahr in einem ausgeprägten Abwärtstrend. In den letzten zwölf Monaten verlor sie rund sechzig Prozent an Wert, seit Jahresbeginn mehr als vierzig Prozent, und ist damit von Kursen um 300 Dollar im Oktober auf etwa 170 Dollar abgestürzt.
Strategy funktioniert nicht mehr als gehebelter Bitcoin-Proxy
Die in Relation gesehen stabilere Performance von Bitcoin in den letzten 12 Monaten zeigt, dass das Modell MicroStrategy nicht mehr als reiner Bitcoin-Leverage-Proxy funktioniert. Parallel dazu ist das frühere Bewertungsmerkmal – das dauerhafte Premium des Aktienkurses über dem Nettoinventarwert der gehaltenen Bitcoin – erodiert. Während MicroStrategy knapp 650.000 Bitcoin zu einem Durchschnittspreis von 74.433 Dollar erworben hat, und diese Bestände bei Kursen um 91.000 Dollar einem Marktwert von etwa 59 Milliarden Dollar entsprechen würden, liegt die Marktkapitalisierung des Unternehmens mit rund 50 Milliarden Dollar inzwischen sogar darunter.
Der Titel handelt erstmals mit einem Abschlag auf den inneren Wert, was einen fundamentalen strukturellen Bruch darstellt. Diese Entwicklung erfolgt vor dem Hintergrund massiv gestiegener Verschuldung – über 8 Milliarden Dollar in Form von Wandelanleihen, kombiniert mit hoch verzinsten Perpetual Preferreds (ewigen Vorzugsaktien) bis über zehn Prozent – während MicroStrategy gleichzeitig weiterhin aggressiv Bitcoin zukauft, zuletzt über achttausend BTC an einem einzigen Tag im November.
Warum fällt die Aktie?
Der Kursrückgang hat mehrere Ursachen. Eine entscheidende Rolle spielt der sogenannte Hedge-Effekt großer institutioneller Investoren, die MicroStrategy mittlerweile als eines der effizientesten Derivate für Bitcoin-Risiken verwenden. Die extrem liquide Optionskette macht den Titel für Großinvestoren zum bevorzugten Absicherungsinstrument: Short-Positionen, Put-Käufe und andere Strategien führen dazu, dass MicroStrategy als „Druckventil“ für Kryptovolatilität dient – unabhängig davon, wie sich das operative Geschäft des Unternehmens entwickelt.
Parallel dazu findet eine tiefgreifende strukturelle Verschiebung statt. Institutionelles Kapital verlagert sich zunehmend weg von verschuldeten, unternehmensgebundenen Bitcoin-Proxies wie MicroStrategy und hinein in regulierte, transparente Spot-Bitcoin-ETFs. So reduzierten einige der größten Vermögensverwalter der Welt – darunter Vanguard, BlackRock, Fidelity und Capital Group – ihre Positionen in MicroStrategy im letzten Quartal um insgesamt mehr als fünf Milliarden Dollar, während gleichzeitig die Zuflüsse in Bitcoin-ETFs massiv anstiegen. Diese Kapitalverlagerung ist ein grundlegender Paradigmenwechsel: Das Modell „Bitcoin über eine Aktie mit Leverage“ verliert seine Daseinsberechtigung gegenüber kostengünstigen, transparenten und unverschuldeten ETF-Strukturen.
Damit bricht das historische Proxy-Modell von MicroStrategy. Die Aktie war jahrelang ein Vehikel, das Bitcoin überproportional abbilden konnte, weil sie regelmäßig mit einem Bewertungsaufschlag gehandelt wurde, der es dem Unternehmen erlaubte, neue Aktien oberhalb des inneren Werts auszugeben und mit dem Erlös weitere Bitcoin zu erwerben. Doch nun handelt die Aktie mit Abschlag, das Unternehmen trägt rund acht Milliarden Dollar an offenen Schulden, die Verwässerungsrisiken durch Wandelanleihen steigen und zusätzlich droht ein Indexausschluss, der die Nachfrage großer passiver Investoren massiv dämpfen könnte. Dadurch droht MicroStrategy den zentralen Mechanismus zu verlieren, durch den das Geschäftsmodell überhaupt funktionieren konnte: die Möglichkeit, durch kapitalmarktbasierte Arbitrage über dem inneren Wert frische Mittel zu mobilisieren.
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Möglicher MSCI-Ausschluss als gefährlicher Dominostein?
Ein weiterer Treiber der Verunsicherung ist die Reaktion auf den möglichen Ausschluss aus MSCI-Indizes – eine Konsequenz der geplanten Regel, dass Unternehmen mit mehr als fünfzig Prozent digitalen Vermögenswerten künftig ausgeschlossen werden könnten. Strategy liegt bei rund siebenundsiebzig Prozent und wäre damit direkt betroffen.
JPMorgan war eines der ersten Analystenhäuser, die dieses Risiko öffentlich machten, und löste damit eine Welle institutioneller Verkäufe aus. Die Entscheidung soll am 15. Januar 2026 fallen. Falls MicroStrategy aus den MSCI-Indizes herausfällt, wären unmittelbare passive Abflüsse von rund 2,8 Milliarden Dollar die Folge; wenn weitere Indexanbieter wie Nasdaq, Russell oder FTSE ähnliche Regeln anwenden, könnten die Gesamtabflüsse laut der Analyse bis zu 8,8 Milliarden Dollar erreichen.
Was die Situation so brisant macht, ist die reflexive Mechanik: Ein Indexausschluss führt zu Zwangsverkäufen, die den Kurs drücken, was wiederum die Marktkapitalisierung reduziert und damit die Wahrscheinlichkeit weiterer Indexausschlüsse erhöht. Gleichzeitig verschwindet mit einem Aktienkurs unterhalb des NAV die Möglichkeit, frisches Aktienkapital zu vorteilhaften Bedingungen aufzunehmen. Das Geschäftsmodell beginnt, sich selbst zu verschlingen.
Michael Saylor wiederum widerspricht energisch der Darstellung, MicroStrategy sei ein Bitcoin-Fonds oder ETF in Unternehmensform. Er verweist auf ein Softwaregeschäft mit rund fünfhundert Millionen Dollar Umsatz und betont, das Unternehmen operiere aktiv und sei kein passiver Vermögensverwalter.
Doch die Marktstruktur spricht zunehmend dagegen: Der Aktienkurs korreliert faktisch vollständig mit Bitcoin und kaum mit operativen Kennzahlen. Für MSCI ist die Grenze binär; sobald der Anteil digitaler Vermögenswerte über fünfzig Prozent liegt, greift die Regel, sollte sie eingeführt werden – unabhängig von der komplexen Unternehmensstruktur.
Was bedeutet das für die Bitcoin-Kursentwicklung?
Sollte das Worst-Case-Szenario eintreffen und MicroStrategy in eine Lage geraten, die strukturierte Verkäufe der Bitcoin-Bestände des Unternehmens erzwingen, würde eine der größten Nachfrage-Quellen nach Bitcoin die Seiten wechseln und stattdessen das Angebot am Markt deutlich erhöhen. Die entscheidende Frage wird sein, ob das Angebot absorbiert werden kann, ohne den Kurs zu sehr unter Druck zu setzen.
Der Stichtag bis zum 15. Januar gibt dem Markt Zeit, mögliche Szenarien einzuplanen. Eine Kapitalumstrukturierung weg aus Bitcoin-Aktien und hinein in ETFs findet in Teilen bereits statt. Insgesamt bleiben die fundamentalen Treiber hinter Bitcoin stark: die Liquiditätsentwicklung, die US-Schuldenkrise und die anhaltende institutionelle Adaption stellen weiteres Wachstumspotenzial in Aussicht. Dennoch stellt Strategy erhebliches Druckpotenzial dar, sollte das Unternehmen wirklich gezwungen sein, aus dem Markt auszusteigen, selbst wenn es nur Teile seiner Bestände verkaufen muss. Allein der psychologische Faktor auf den Markt wäre mit Sicherheit riesig.
Bitcoin durchläuft in der aktuellen Marktphase einen richtungsweisenden Test: Behält der klassische Vierjahreszyklus seine Gültigkeit oder gibt der Liquiditätszyklus, der in den nächsten Monaten noch weiteres Entfaltungspotenzial hat, die Richtung vor? Strategy könnte zu einem weiteren Puzzleteil werden, das über den Beginn eines Bärenmarktes bestimmt oder nicht.
Denken Sie langfristig!
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