Bitcoin ist seit Anfang Oktober charttechnisch extrem unter Druck geraten. Der Kurs ist seit dem letzten Alltimehigh bis zum bisherigen Tief von knapp unter 100.000 Dollar um über 20 Prozent eingebrochen. Sowohl der 200-Tage-Trend als auch das Bullmarket-Supportband wurden als wichtige Unterstützungen gebrochen.
Derzeit kämpft der Kurs mit seinem 50-Wochen-Trend und signalisiert damit einen kritischen Einbruch, der den seit 2023 vorherrschenden Bullen-Trend charttechnisch infrage stellen kann.

Der 50-Wochen-Trend hat in diesem Bullenzyklus bereits mehrmals als letzte Verteidigungslinie hergehalten. Lediglich vier Mal hat der Bitcoin-Kurs im weekly ein candle wick darunter produziert, konnte ihn jedoch bisher jedes Mal als Support bestätigen.
Woher kommt der Gegenwind?
An den Märkten verdichtet sich gerade das Narrativ, dass eine allgemeine Überbewertung herrscht – vor allem im Bereich der großen Tech-Aktien, zu denen Bitcoin auf gewisse Weise mitzählt. Zusätzlich bereitet der Rekord-Shutdown in den USA den Marktteilnehmern zunehmende Sorge, da langsam ernsthafte wirtschaftliche Schäden befürchtet werden, sollten die beiden Parteien nicht bald eine Einigung finden. Diese Kombination senkt die Risikofreude und treibt viele Marktteilnehmer in die Defensive. Ein zuletzt wieder deutlich aufgewerteter Dollar signalisiert das.
Der eigentliche Grund für den aktuellen Gegenwind dürfte aber einmal mehr in dem Haupt-Antriebsfaktor für Bitcoin liegen: der Liquiditätsentwicklung. Diese hängt aktuell unmittelbar mit dem US-Shutdown zusammen. Wenn Teile der US-Bundesregierung geschlossen sind, reduziert sich kurzfristig die Aus- bzw. Eingangs-Liquidität im System. Das US-Finanzministerium nimmt weiterhin Schulden auf und parkt dieses Kapital aktuell vermehrt im Treasury General Account bei der Fed. Mittlerweile liegen knapp eine Billionen Dollar im TGA.

Dabei handelt es sich um einen Liquiditätsentzug, da der TGA ein bei der Fed isolierter Geld-Topf ist. Diese Bewegung führt dazu, dass Reserven bei Geschäftsbanken geringer ausfallen — denn Gelder, die normalerweise im Finanzsystem zirkulieren würden, werden vorübergehend gebunden. Während eines Shutdowns nimmt das Finanzministerium weiterhin Schulden auf, die Ausgaben der Regierung werden jedoch reduziert. Etwa 27 Prozent der Regierungsausgaben machen „Discretionary Spendings“ aus. Das sind Ausgaben, die über Finanzierungsgesetze freigegeben werden müssen – was derzeit aufgrund des Regierungsstreits nicht passiert. Dadurch leistet der Staat aktuell weniger Zahlungen für Güter, Dienstleistungen, Löhne und Sozialprogramme.
Betroffene Arbeiter und Kontraktoren kürzen ihren Konsum, was Ripple-Effekte in Sektoren wie Einzelhandel und Dienstleistungen verursacht. Dies spiegelt sich auch durch geringere Investitionen an den Märkten wider.
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Repo-Märkte senden Warnzeichen
Bitcoin reagiert sehr sensibel auf eine Veränderung der Liquidität. Während die Aktienmärkte seit Ende Oktober lediglich den Beginn einer Korrektur eingeleitet haben, hat der Bitcoin-Kurs bereits schwer Schlagseite erhalten. Dass die Lage allmählich zu einem ernsthaften Problem werden könnte, signalisieren jedoch mittlerweile auch die Repo-Märkte. Die Repo-Märkte sind Finanzmärkte, auf denen sich Banken und andere Institutionen kurzfristig Geld leihen, indem sie Wertpapiere (meist Staatsanleihen) verkaufen und gleichzeitig vereinbaren, sie zu einem späteren Zeitpunkt zu einem festen Preis zurückzukaufen.

Auf dem Chart ist die Nutzung der Repo-Facility der US-Notenbank Federal Reserve durch US-Geschäftsbanken zu sehen. Dieser Chart sendet ein klares Warnsignal: es ist zu wenig Liquidität im System. Banken nutzen die Repo-Facility der Fed nur, wenn sie am freien Markt keinen Geschäftspartner mehr für ein Repo-Geschäft finden, weil die Liquidität im Bankensektor zu knapp ist.
Der Absturz des Bitcoin-Kurses kann aufgrund seiner hohen Sensibilität gegenüber der Liquiditätsentwicklung daher ebenso als Warnsignal gesehen werden, wie der Anstieg der Repo-Facility-Nutzung im Oktober.
Wann endet der Shutdown?
Die weitere Dauer des US-Government-Shutdowns wird nun ein entscheidender Faktor für die kurzfristige Entwicklung der Märkte. Es gibt derzeit keine aktiven Verhandlungen. Trump hat erklärt, er lasse sich nicht von den Demokraten „erpressen“ und plane keine Kompromisse. Die Demokraten hingegen fordern eine vollständige Finanzierung von ihren geforderten Programmen und werfen den Republikanern vor, den Shutdown zu verlängern.
Einige Marktbeobachter schätzen, dass bei einer anhaltenden Blockade der Shutdown bis Ende November oder länger gehen könnte. Das erhöht die wirtschaftlichen Schäden und drosselt die Liquidität an den Märkten weiterhin.
Einige Experten spekulieren über eine Auflösung vor dem 21. November, um eine weitere Deadline für Gesetzesverlängerungen zu vermeiden. In der Vergangenheit endeten ähnliche Shutdowns abrupt, sobald der politische Druck zu groß wurde – z. B. durch wirtschaftliche Schäden oder Medienberichte über betroffene Bürger. Doch die beiden politischen Lager in den USA sind so gespalten wie nie, was eine Einigung sehr schwierig macht.
Wie kann es weitergehen?
Eine Jahresendrally scheint derzeit in weite Ferne gerückt zu sein. Die Sorgen einer Überbewertung des Marktes bei einem gleichzeitig unsicherer werdenden Marktumfeld treiben die Anleger um. Auf der anderen Seite liefert die negative Erwartungshaltung das Potenzial für einen Boden. Vor allem Bitcoin musste der aktuellen Situation bereits deutlichen Tribut zollen, während die Aktienmärkte erst angefangen haben zu drehen.
Fundamental sieht es langfristig gesehen weiterhin positiv aus für Bitcoin, den Kryptomarkt und die Aktienmärkte. Die Fed befindet sich inmitten einer Zinssenkungsphase und hat das Ende ihrer geldpolitischen Straffung für Dezember festgesetzt – das liefert das Fundament für eine weitere Liquiditätsausweitung. Eine Annäherung zwischen China und den USA findet statt. Gleichzeitig läuft die aktuelle Quartalsberichtssaison solide.
Kurzfristig bleibt der Shutdown der größte Druckfaktor. Je länger er anhält, desto mehr Schaden kann er anrichten – ein schnelles Ende kann jedoch auch schnell zu einem Befreiungsschlag führen und eine Jahresendrally in Gang setzen. Für 2026 wird entscheidend sein, wie die Märkte die Transitionsphase zwischen einem Ende der geldpolitischen Straffung der Fed und dem Start der unweigerlich kommenden geldpolitischen Lockerung verkraften werden. Eine Rezession ist derzeit nicht zu sehen, kann sich in den nächsten Monaten aber noch anbahnen, da die Zins- und Zolleffekte verzögert wirken. Dasselbe gilt für die in Gang gesetzten Lockerungsmaßnahmen der Fed. 2026 kann ein gutes Jahr für die Finanzmärkte werden, es hängt jedoch zum großen Teil von der Liquiditätsentwicklung und dem Timing ab. Die weitere Entwicklung der US-Schuldenkrise bleibt dabei die große Wildcard.
Denken Sie langfristig!
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