Die Nachricht schlug förmlich wie eine Bombe ein und fand in der internationalen Presse großen Anklang. Unstoppable Finance will die erste DeFi-Bank der Welt werden, welche die Blockchain als Infrastruktur für ihr Geschäft nutzt. Im Mittelpunkt wird ein Euro-Stablecoin stehen, den die Bank emittiert und der die Brücke zwischen der neuen und der alten Welt schlagen soll. Wir haben mit dem CTO Peter Grosskopf gesprochen. Als einer der Mitgründer und Ex-CTO der solarisBank ist er wahrlich kein unbeschriebenes Blatt, wenn es darum geht, eine Fintech-Bank ins Leben zu rufen.
Die wohl brennendste Frage zuerst: Wann kann ich Kunde bei dieser Bank werden?
Peter Grosskopf: Wir wollen pünktlich zusammen mit MiCA starten, das heißt in etwa 12 Monate soll es losgehen.
Das klingt nach einem straffen Zeitplan. Viele Krypto-Unternehmen warten bis heute auf ihre Erlaubnis als Kryptoverwahrer tätig werden zu dürfen. Ist das zu schaffen?
Peter Grosskopf: Grundsätzlich ist das möglich. Wir sind damals mit der solarisBank innerhalb von 9 Monaten lizensiert worden. Im Wesentlichen geht es darum, den Antrag zu schreiben und eine entsprechende Dokumentation zu erbringen sowie bestimmte Prozesse zu gewährleisten. Außerdem muss eine Organisation mit erfahrenen Leuten aufgebaut werden.
Die Planungen gingen Ende letzten Jahres los. Wir fangen also nicht bei null an.
Mit der MiCA wurde außerdem in Europa ein regelrechter Wettbewerb losgetreten und wir schauen uns alle Möglichkeiten an. Selbstverständlich sind wir im übertragenen Sinne Patrioten und orientieren uns auf dem deutschen Markt, aber wir prüfen auch die Optionen im europäischen Ausland und suchen nach den günstigsten Bedingungen für die Gründung.
In eurer Pressemitteilung sprecht ihr davon, Banking komplett neu zu erfinden. Es wird auch die Bankenkrise, die wir aktuell in den USA sehen und von der alle befürchten, dass sie sich ausdehnt, zum Thema gemacht. Wie kann man denn die Lizenz für eine Bank beantragen und in einem alten Geschäftsmodell verwurzelt sein und gleichzeitig diesen Markt auf den Kopf stellen?
Peter Grosskopf: Bei Bankgeschäften geht es primär um die Gestaltung des Zahlungsverkehrs. Wir wollen den Kunden in die Lage versetzen, sein Wallet mit einer IBAN zu verknüpfen. Die Risiken für die Einlagen, welche wir dann von den Kunden erhalten, werden minimiert. Der Kunde kann fest davon ausgehen, dass pro Stablecoin auch ein Euro bei der Zentralbank hinterlegt ist. Ziel ist eine maximal risikolose Anlage, um Stabilität und Sicherheit zu maximieren. Die MiCA-Regulierung beinhaltet auch, dass wir 2 bzw. 3 Prozent eigene Mittel stellen müssen Der Stablecoin ist damit praktisch überdeckt.
Die Blockchain stellt also die Infrastruktur zur Abwicklung bereit, was nicht nur sehr viel schnellere Transfers bietet, sondern auch ein System darstellt, welches wesentlich kostengünstiger arbeitet. Dadurch werden wir den Kunden am Ende auch bessere Konditionen anbieten können, wenn sie ihr Geld zinsbringend anlegen wollen.
Wenn ich Kunde bei dieser Bank werde, was erwartet mich dann? Girokonten, Tagesgeldkonto und Depots gehören zum klassischen Angebot. Wie wollt ihr das gestalten?
Peter Grosskopf: Zur Startphase wollen wir das Angebot möglichst schlank halten, denn der Fokus liegt auf dem Stablecoin. Die Kontoführung läuft komplett über das Wallet. Erst in einer zweiten Phase möchten wir Finanzdienstleistungen anbieten, die es ermöglichen werden, Geld zu investieren.
Die Einlagen sind bei einer herkömmlichen Bank nach Einzahlung direkt Risiken ausgesetzt und bestenfalls durch den Einlagensicherungsfonds geschützt. Wir wollen dem Kunden in Zukunft ermöglichen, dass er eine „Opt In“ Entscheidung treffen kann, welcher Anteil sicher aber zinslos verwahrt ist und welcher Teil arbeitet und damit den üblichen Banking-Risiken ausgesetzt ist.
Wenn wir jetzt von DeFi sprechen, kann ich dann versuchen zu zocken und mein Geld in diverse Liquidity Pools stecken, um 20.000 Prozent APY zu erwirtschaften?
Peter Grosskopf: Es ist vielleicht auch ein Teil des Problems der Krypto-Industrie so spekulative Anlageprodukte in den Umlauf zu bringen. Diese horrenden Gewinnerwartungen gibt es in der realen Welt nicht. Ich denke, es wird darum gehen, die Erwartungen mit dem zusammenzuführen, was wirtschaftlich sinnvoll möglich ist und die Realität abbildet.
Weil unser Finanzinstitut die wesentlich geringeren Grenzkosten haben wird, gehe ich davon aus, dass wir am Ende auch die höheren Zinsen anbieten können. Die Kunden werden also langfristig davon profitieren, dass unsere Bank auf den “Blockchain Rails” gebaut ist.
Blockchain ist ein gutes Stichwort. USDT und USDC sind auf verschiedenen Blockchains beheimatet. Wie wollt ihr das für euren Stablecoin lösen?
Peter Grosskopf: Bei Ethereum und Solana handelt es sich um unsere „Base“, aber auf Dauer planen wir alle wichtigen Blockchains zu unterstützen.
Plant ihr auch Geschäftskunden zu bedienen? Nuri war seiner Zeit nur für Privatkunden zugänglich.
Peter Grosskopf: Wir sind Realisten und wissen, dass es Sinn macht, den kürzesten Weg zu nehmen, um schnell starten zu können. Daher starten wir mit einem Angebot für Privatkunden. Banking für Geschäftskunden halten wir aber für ein interessantes und spannendes Thema. Es braucht definitiv eine Bank für Krypto-Unternehmen.
Man denke etwa an Wertpapiere, die auf Basis von DLT-Marktplätzen emittiert werden und deren Handel ebenfalls auf der Blockchain abgewickelt wird. Unternehmen in diesem Bereich haben eindeutig Bedarf an einer Settlement-Infrastruktur. Hier werden wir uns in Zukunft genauso gut positionieren können wie bei internationalen Zahlungen.
Letztere sind für eine breite Vielfalt an Unternehmen interessant, die ihren internationalen Zahlungsverkehr günstiger und schneller realisieren wollen. Das setzt natürlich ein Wallet für Geschäftskunden voraus, welches beispielsweise von mehr als einem Geschäftsführer oder einer Rechnungsabteilung verwaltet werden kann. Es werden sich also deutlich komplexere Zahlungsprozesse abbilden lassen, die innerhalb von Unternehmen üblich sind. Ein solches Multi-Sig-Wallet muss natürlich erst noch entwickelt werden.
Eure App Ultimate ist ja noch nicht in Deutschland verfügbar. Kannst du sagen wann es so weit ist?
Peter Grosskopf: Die BaFin hatte einen Teil der App als Anlagevermittlung gewertet. Wir haben einen anderen juristischen Standpunkt, die Gespräche dauern noch an. Zum Thema Launch in Deutschland werden wir sehr zeitnah noch etwas kommunizieren.
Grundsätzlich würde uns die Beantragung einer Lizenz nicht abschrecken, allerdings gelten für das Produkt dann auch entsprechende AML und Compliance Vorschriften. Als deutscher Anbieter hätten wir einen enormen Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Anbietern aus dem Ausland.
Wir bedanken uns herzlich bei Peter Grosskopf für das Interview.