- Ethereum könnte schon bald von sogenannten Smart Accounts profitieren.
- Diese sollen u. a. die Verwaltung und Wiederherstellung von Wallets erleichtern.
- Der neue Standard könnte die Nutzerakzeptanz in Zukunft erhöhen.
Smart Accounts könnten in Hinblick auf die Nutzerakzeptanz ein neuer Meilenstein werden. Bislang muss man in Selbstverwahrung seinen Private Key hüten. Verliert man ihn, dann sind Ethereum nebst dazugehörigen Token und NFTs für immer verloren. Dies könnte sich mit sogenannten Smart Accounts schon in absehbarer Zeit ändern.
Sie basieren auf einer neuen Funktion, welche sich Account Abstraction nennt und bereits auf einem ersten Smart Contract zum Einsatz kommt. Realisiert wird das Ganze über einen neuen Standard, der sich ERC-4337 nennt und könnte schon bald durch Infrastrukturanbieter für Ethereum breite Unterstützung erfahren.
Die Idee ist allerdings nicht neu und wurde bereits 2021 von Vitalik Buterin diskutiert. Ein Vorteil soll es sein, dass ERC-4337 sogenannte Social-Recovery-Wallets ermöglicht. Diese lassen sich also bei Verlust durch Dritte wiederherstellen, was die Risiken der Selbstverwahrung schlussendlich minimieren soll. Wobei sich selbstverständlich die Frage stellt, wem man die Option einräumen möchte, das eigene Wallet kontrollieren zu dürfen, um notfalls einzugreifen.
Wie funktioniert Account Abstraction?
Ethereum kennt im Prinzip zwei verschiedene Arten von Konten. External Owned Accounts (EOA) dürften die meisten Anwender kennen, denn dies sind gängige Konten, die beispielsweise mit MetaMask erstellt werden. EOAs werden durch einen Private Key kontrolliert, geht er verloren, dann kommt man nicht mehr an die Krypto-Assets.
Eine weitere Kategorie stellen die Contract Accounts (CA) dar, sie werden nicht über einen Private Key kontrolliert, sondern über einen Smart Contract. Dieser spezifiziert, unter welchen Bedingungen der Contract Account unter anderem Transaktionen ausführen kann. Account Abstraction verschmelzt vereinfacht betrachtet beide Standards und ermöglicht auf diesem Weg eine Reihe von Funktionen, ohne, dass man das Protokoll hätte ändern müssen.
Eine durch Account Abstraction ermöglichte Social-Recovery-Wallet hat dann zwar einen Key, mit dem der Nutzer ganz normal Transaktionen signieren kann, aber auch einen programmierten Mechanismus. So könnte man beispielsweise Familienmitglieder, Banken, Behörden oder sämtliche andere Entitäten als Guardians benennen. Diese Wächter können, als Gruppe gemeinsam beschließen, den Key des Nutzers zu ändern und so seinen Zugang wiederherstellen. Dies funktioniert sehr ähnlich wie bei einem Multisig-Wallet, welche ebenfalls mit Account Abstraction eingeführt werden. Hier muss ein bestimmter Schwellwert an Signaturen erreicht werden, um eine Transaktion zu signieren. So könnte man etwa 5 Wächter benennen und festlegen, dass 3 zustimmen müssen, um eine Änderung zu bewirken.
ERC-4337 soll 1 Milliarde Nutzer bringen
Angekündigt wurde die Innovation im Rahmen der ETHDenver 2023. Neben Social-Recovery-Wallet bringt der Standard weitere Features wie etwa 2FA und ist ebenfalls interoperabel. Daher profitieren auch EVM-kompatible Blockchains wie Polygon, BNB Chain oder Avalanche.
Vollmundig verspricht sich die Ethereum-Community damit, die nächste Milliarde an Nutzern in das Web3 zu locken. Ob eine ausgelagerte Wiederherstellungsfunktion das Killer-Feature ist, bleibt abzuwarten. Schließlich müssen Anleger bei der Wahl der Guardians genauso nachdenken wie bei der Verwahrung der Private Keys. Treffen sie eine unausgegorene Wahl, dann sind die Kryptos ebenfalls verloren.
Für Infrastrukturanbieter könnte ERC-4337 jedoch ein neues Geschäft werden. Schließlich könnten sie in einem solchen Modell den Status einer vertrauenswürdigen Partei als Service ausweiten.