Ein Kommentar von Robert Steinadler.
Die Binance Smart Chain ist ein ehrgeiziges Projekt, welches letztlich darauf abzielt einen Teil der irrwitzigen Umsätze abzuzweigen, die DeFi produziert und in die Kassen der Börse zu spülen. Die Argumente für eine alternative Plattform zu Ethereum sind die hohen Gebühren und die Transaktionszeiten.
Die Smart Chain kann günstiger und schneller sein. Gleichzeitig bleibt sie kompatibel mit dem Ökosystem von Ethereum und steht nicht zwingend in Konkurrenz. Doch neben dem Problem, dass man mit Ethereum im Augenblick nicht bequem zocken kann, verbleibt ein viel größeres und man tut sich schwer, es zu kommunizieren.
Denn wie will man ruhigen Gewissens Produkte empfehlen, von denen feststeht, dass sie für die Vielzahl der Anleger brandgefährlich sind?
Der Schlachter warnt das Vieh
Und so darf der Binance CEO wieder fleißig die Werbetrommel rühren, denn nun, wo die Smart Chain bereitsteht, will man mehr Nutzer und auch mehr Schlagzeilen. Und obwohl er keine finanziellen Ratschläge geben will und wahrscheinlich auch gar nicht darf, richtet „CZ“ warnende Worte an sein Publikum.
Demnach werden die meisten DeFi-Projekte scheitern und einige versprechen kurzfristige Gewinne, sind jedoch mit einem extrem hohen Risiko verbunden. Man solle nicht mehr anlegen, als man bereit sei zu verlieren, so „CZ“.
Fast im gleichen Atemzug nutzt einer der reichsten und einflussreichsten Geschäftsmänner in der Krypto-Industrie seinen Social-Media-Account, um mehr über die grandiosen Vorteile der Smart Chain zu erzählen. Außerdem verspricht er häufiger und mehr über DeFi-Projekte zu tweeten.
Haben Kritiker eine Allergie gegen Geld?
Diese Frage lässt sich mit einem klaren Nein beantworten. Die Kritiker am DeFi-Hype haben schlicht eine andere Herangehensweise ihr Geld zu schützen und zu vermehren. Natürlich kann man blind Geld in DeFi-Projekte stecken, deren Namen sich an Speisekarten orientieren.
In einigen Fällen mag das zu einer Vervielfachung des Einsatzes führen und zu dem glorreichen Gefühl, wesentlich cleverer gewesen zu sein als all die anderen. Nur das dabei zwei Faktoren gerne übersehen werden.
Erstens, Glück hat nichts mit cleveren Entscheidungen zu tun. Zweitens, man darf nicht aus den Augen lassen, dass andere schlicht ihr ganzes Geld zum gleichen Zeitpunkt verlieren und somit Pech haben.
Spekulationsgeschäfte beinhalten immer eine Reihe von unberechenbaren Faktoren. Bei DeFi kommt erschwerend hinzu, dass viele Investoren wie die Analphabeten vor dem Code der jeweiligen Protokolle stehen. Sie können gar nicht kapieren, worauf sie sich einlassen. Und so gibt es am Ende zwei Gruppen. Die eine, welche einen „rug pull“ zu schätzen weiß und schon vom weiten kommen sieht und eine zweite, sehr viel größere, die sich dann am Ende fragt, wie sie sich von den Verlusten erholen soll.
DeFi bleibt trotzdem die Zukunft
Diese Probleme sind jedoch nicht neu. Zuerst mussten die Altcoins durch diese Phase und später auch die ICOs. Nun sind es eben DeFi-Protokolle, die ihre Sturm und Drang Phase erleben und sich zur Reife entwickeln müssen.
Zum Schluss werden die Anwendungen übrigbleiben, die einen Nutzen haben und den Investoren nicht innerhalb von Stunden das Geld aus der Tasche ziehen. Der Unterschied zu den beiden vorherigen Märkten ist, dass der Boom noch schneller und noch größer ist.
Es empfiehlt sich also, äußerst wachsam zu sein. Wenn jene, die daran verdienen wollen, davor warnen, dann sollten sich Anleger schlicht auf alles gefasst machen.