Kompakt:
- Ebang ist einer der größten Ausrüster für Mining Hardware mit Firmensitz in China.
- Das Unternehmen wagte erst kürzlich den Gang an die Nasdaq.
- Nun plant man eine eigene Exchange außerhalb Chinas.
In einem Interview mit Bloomberg ließ der CFO von Ebang die Pläne seines Unternehmens durchsickern. Weil die Regulierung von Krypto-Börsen in China sehr streng ist und ein Geschäft somit vor Ort nicht möglich sei, will man eine eigene Exchange im Ausland starten.
Damit stößt man zwar in angrenzendes, aber dennoch vollkommen anderes Geschäftsfeld vor. Ebang ist nämlich auf die Herstellung von Application Specific Integrated Circuit Chips (ASICs) und Fabless Integrated Circuits (IC) spezialisiert. Die Zahlen aus dem Jahr 2019 belegen, dass rund 80 Prozent der Einnahmen aus dem Verkauf von ASICs stammen.
Die Chips werden primär zum Bitcoin-Mining verwendet, weil sie sich für die notwendigen Berechnungen im besonderen Maße eignen.
Exchange soll noch 2020 starten
Noch in diesem Jahr will man mit der eigenen Börse starten und setzt dabei auf regulatorische Compliance, um auf der Plattform digitale Assets anbieten zu dürfen. Außer dieser sehr allgemeinen Absichtserklärung ist aber nichts über die geplante Börse bekannt.
In diesem Zusammenhang wäre wohl der Firmensitz der Börse am interessantesten, sofern man wirklich den regulatorischen Anforderungen entsprechen möchte. Schließlich bestimmen die lokalen Gegebenheiten, ob ein Start noch im gleichen Jahr realistisch ist.
Etwaige behördliche Genehmigungen könnten einen Start durchaus verzögern. Demnach sind bisher die USA oder Singapur als Standort im Gespräch. Auch die Akquise eines bereits bestehenden Unternehmens könnte eine mögliche Lösung sein.
EBON rutscht ab
Derweil schlug sich das IPO wacker, zeigte aber kurz nach dem Start erste Schwächen. War man mit einem Einstiegspreis von 5,23 US-Dollar gestartet, so rutschte EBON kurzfristig auf einen Preis unterhalb von 4 US-Dollar ab und notierte zuletzt bei 4,25 US-Dollar.
Dabei wird das Papier von einigen Analysten skeptisch beäugt. Der Markt für Kryptowährungen ist hochvolatil und daher ist das Hauptgeschäftsfeld mit vielen Unwägbarkeiten verbunden. Außerdem zeigte das Geschäft von Ebang in den vergangenen zwei Jahren deutliche Schwächen.
Auch der Börsengang von Canaan zeigt, dass sich die Mining-Branche durchaus an der Börse blicken lassen kann, aber bisher keine Erfolgsgeschichten schreibt. Es gilt daher zu befürchten, dass auch Ebang ein ähnliches Schicksal erleidet, und vielleicht ist das auch der Grund für die Zurückhaltung vieler Investoren.
Zusätzliche Risikofaktoren
Zusätzlich geben die Rahmenbedingungen in den USA Grund zur Sorge. Dort will man gegen ausländische Firmen vorgehen, die falsche oder zumindest beschönigte Zahlen präsentieren.
Hier spielen die Spannungen zwischen den USA und China ebenfalls eine große Rolle, weil verstärkt chinesische Firmen ins Visier der Behörden geraten. Kritiker sehen darin ein politisch motiviertes Vorgehen.
Andererseits muss man dem Schutz der Investoren mit geeigneten Mitteln sicherstellen, weil sonst das Vertrauen in die entsprechenden Finanzinstrumente verloren geht.